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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 640

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
640 Xi. Die Römer. ntß. Und wenn sich der militärische Charakter der Herrschaft unter seiner Regierung durch Meutereien der in Rom vereinigten Garde und der Legionen, wie durch die Prätendentschaft seines Gardegenerals Sejanus kund gab, so zeigt dies nur die unvermeidlichen Nachtheile der Militärmonarchie. Im I. 26 n. Chr. brachte Sejanus den Kaiser dazu, daß derselbe sich aus Rom entfernte und ihm auf diese Weise ganz freien Spielraum ließ. Nach anderen Nachrichten soll freilich Tiberius die Stadt aus freien Stücken verlassen haben, weil er seine niedrigen Lüste vor den Augen der Menge verbergen wollte; er begab sich nach der Insel Capri, die ihm durch ihren milden Winter und kühlen Sommer einen heitern Genuß darbot, und ihn durch die Unzugänglichkeit ihrer Küsten gegen jede Nachstellung zu sichern schien. Sejanus brachte es zuletzt dahin, daß er selbst der Kaiser, Tiberius aber nur der Beherrscher der Insel Capri zu sein schien. Schon fühlte jener sich so mächtig, daß er daran dachte, sich selbst zum Kaiser auszuwerfen; schon fand man in den Tempeln, aus den öffentlichen Plätzen und in vielen Privathäusern seine Bildsäule neben denen der regierenden Familie ausgestellt, als Tiberius sich plötzlich von ihm wandte. Der Kaiser ward durch Sejanus' Bitte, eine kaiserliche Prinzessin heirathen zu dürfen, auf die eigentlichen Absichten desselben aufmerksam gemacht, oder die Wittwe seines Bruders Drusus warnte ihn durch ein Billet, welches sie ihm zustellen zu lassen wußte. Genug, Tiberius beschloß plötzlich, seinen bisherigen Vertrauten und allmächtigen Minister zu verderben. Bei der Ausführung dieses Beschlusses bot er seine ganze Verstellungskunst auf. Sein Schreiben an den Senat war so abgefaßt, daß zuerst eine fremde Sache, dann ein geringer Tadel gegen Sejanus und erst ganz am Ende der Befehl zu feiner Verhaftung ausgesprochen war. Seine Hinrichtung war zwar im Briefe des Kaisers aus Furcht vor einer Empörung der Garden nicht erwähnt worden, allein die Senatoren, welche Tiberius' Willen sehr wohl verstanden, ließen dessen ungeachtet Sejanus sogleich umbringen (31 n. Chr.). Seit Sejanus Sturze beherrschten Mißtrauen und tiefe Verachtung der Menschen die Seele des Kaisers, und feine Regierung ward immer mehr bloß auf Furcht und Schrecken gegründet. Als er endlich im 78. Lebensjahre erkrankte und den Tod herannahen sah, suchte er feinen Zustand sorgfältig zu verbergen. Er stellte sich gesund und kräftig, hielt Jagden und reifte in Campanien und am Gestade des Meeres umher, wie wenn er nach Rom zurückkehren wollte. Auf dieser Reise erkrankte er eines Tages ernstlich, und fiel in eine so tiefe Ohnmacht, daß man sie für Todesschlummer hielt. Die ganze Umgebung des Tiberius huldigte hieraus sogleich dem jugendlichen Gajus Cäsar Caligula, einem Sohne des Germaniens, welcher der unzertrennliche Begleiter seines Grobobeims gewesen und von ihm durch Adoption zu feinem Nachfolger erklärt worden war. Kaum hatte der Hof den Caligula als Kaiser begrüßt, als plötzlich die Nachricht kam, Tiberius lebe noch. Diese
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