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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 227

1878 - Danzig : Gruihn
Der dreißigjährige Krieg. 227 Schweden zu verbinden, um sich zum König von Böhmen zu machen. Der Kaiser beschloß daher den Untergang des mächtigen Heerführers und sprach über Wallenstein die Acht aus. Dieser begab sich mit dem ihm ergebenen Rest seines Heeres nach Eger in Böhmen, wo ihn der Irländer Buttler (1634) ermorden ließ. Die großen Güter des Herzogs und seiner Freunde wurden eingezogen^ und seinen Verräthern und Mördern gegeben. So starb Wallenstein, der Schrecken der Völker, der Abgott der Soldaten. Er besaß einen verwegenen, unternehmenden Geist, einen finstern Ernst, ein schweigsames, gebieterisches Wesen und einen maßlosen Stolz. Wenn seine hohe Gestalt im Scharlachmantel und mit der rothen Feder auf dem Hut durch ■das Lager schritt, befiel die Krieger ein wunderliches Grauen. Nach Wallensteins Tod besiegte das kaiserliche Heer die Schweden in der Schlacht bei Nördlingen in Baiern (1634). Da nahmen viele deutsche Fürsten Gelegenheit, Frieden zu schließen. Aber der schreckliche Krieg dauerte noch fort. Frieden. Endlich wurde jedoch zu Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen (1648). Das Elsaß wurde an Frankreich abgetreten und vom deutschen Reich getrennt; die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel Rügen 2c. Die Protestanten aber erlangten mit den Katholiken gleiche Rechte. Als der Frieden unterzeichnet war, hatten die Gesandten einander zur Bestätigung feierlich die Hand gereicht; auf allen Straßen ritten die Trompeter, das glückliche Ereigniß zu verkünden. Zu Nürnberg hielten die Kaiserlichen und die Schweden im großen Saale des Rathhauses das Friedensfest. Die hochgewölbte Halle war glänzend erleuchtet; zwischen den Kronleuchtern hingen 30 Arten Blumen und Früchte herab; vier Musik-chöre waren zu lustigem Spiele ausgestellt. In sechs verschiedenen Zrmmern versammelten sich die sechs Klassen der geladenen Gäste, und setzten sich an die reich besetzte Tafel, um zu speisen. Für die Armen aber wurden zwei Ochsen geschlachtet und vieles Brot ausgetheilt, und aus einem Löwenrachen lief sechs Stunden lang weißer und rother Wein herab. Wie die Herren Gesandten, hielt das Volk in jeder Stadt und jedem nicht ganz zerstörten Dors eine Festfeier ab. Welche Wirkung die Friedensbotschaft auf die Ueberreste der deutschen Nation machte, ist noch aus rührenden Einzelheiten zu erkennen. Den alten Landleuten erschien der Frieden als eme Rückkehr ihrer Jugend; sie sahen die reichen Ernten ihrer Kinderzeit wiederkehren; im Geist erblickten sie die dichtbevölkerten Dörfer, die lustigen Sonntage unter der ungeheuren Dorflinde und die guten Stunden, welche sie Mit ihren getödteten Verwandten und Jugendgenossen verlebt hatten. Die Jugend aber, das harte, kriegerzeugte, verwilderte Geschlecht, empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam wie ein Märchen aus fernem Lande. Man erblickte schon die Zeit, wo auf jedem Acker stück des Winter- und Sommerfeldes dichte gelbe Aehren im Winde wogen, wo in jedem Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen hegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pserden und lustigem Peitschengeknall auf das Feld fahren würden, wo sie nicht mehr mit Heugabeln und verbeten Musketen den Nachzüglern im Busch auflauern, nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Gräbern der Erschlagenen sitzen winden, wo die Dächer des Dorses ohne Löcher, die Höse ohne zerfallene Scheuern fein sollten. Man freute sich schon aus die zukünftige "9 ' wo man den schrei des Wolses nicht in jeder Mitternacht vor dem Hausthore hören müßte, wo die Dorfkirche wieder Glassenster und schöne ©locken haben würde, wo in dem beschmutzten Chor der Kirche ein neuer Altar mit einer seidenen Decke, einem silbernen Crucifix und einem vergol- 15*
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