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1. Vaterländische Geschichte - S. 17

1912 - Leipzig : Dürr
— 17 — gesammelt und die schlaftrunkenen Kinder unter dem Lederdach geborgen. Bald stiegen die Frauen in das enge Gemach. Nur die Männer saßen noch eine Weile beim Trinkhorn gesellt, hüllten sich dann in Pelze und Decken und legten sich an die Feuer oder unter die Wagen. Es wurde stiller. Die Wachter umschritten den Wagenring und den Pferch und warfen zuweilen Holzscheite in die lodernden Feuer. Unablässig bellten die Hunde; denn aus der Ferne klang das heisere Gebell der Raubtiere. Mit Sonnenaufgang erhob sich alles vom Lager, und die Wanderer zogen weiter. — Schließlich kamen sie in die Gegend der Donanmündung. Die fruchtbaren Ebenen gefielen ihnen, und sie siedelten sich an. Die Kunde davon drang nach der Heimat. Immer größere Mengen des Volkes kamen nachgezogen. Im Siegeslauf gelangten sie dann bis in den entferntesten Teil des Landes, der an das Schwarze Meer grenzt Nach G. Freytag (Ahnen I). 2. Die Hunnen zerstören das Ostgotenreid). Als Männer der Hunnen einst am nordöstlichen Rande des Schwarzen Meeres auf die Jagd auszogen, bemerkten sie eine Hirschkuh. Diese ging in den Sumpf, und bald weiterschreitend, dann wieder haltend, wurde sie ihnen ein Wegweiser. Die Jäger folgten ihr und gingen zu Fuß durch das Sumpfmeer, das sie bisher wie ein wirkliches Meer sür undurchgängig gehalten hatten. Bald, als fester Boden den Landfremden vor Augen lag, verschwand die Hirschkuh. Die Männer kehrten zu den Ihrigen zurück. Sie berichteten den Verlauf der Jagd, rühmten das gesehene Land und überredeten ihr Volk, nach Westen hin auszuwandern. Sobald die Hunnen den Sumpf überschritten hatten, rissen sie alle dort wohnenden Völkerschaften, auch die Goten, mit sich fort. Denn auch dieses Volk, dem sie im Kriege vielleicht nicht überlegen waren, erfüllten sie mit Entsetzen durch das Schreckliche ihres Anblickes. Sie hatten nämlich ein schreckliches, dunkles Aussehen, hervorstehende Backenknochen, dunkle Augen, schwarzes Haar und durch Messer zerrissene Wangen. Ihre Gestalt war unansehnlich, doch waren sie flinke und ausgezeichnete Reiter und sehr geübt im Schießen mit Bogen und Pfeilen. Ihre Lebensart war wild und rauh. Bei der Zubereitung der Speisen brauchten sie weder Fett noch Gewürz. Sie lebten von den Wurzeln wildwachsender Pflanzen und von dem halbroheu Fleisch aller möglichen Tiere, das sie zwischen ihren Schenkeln und dem Rücken der Pferde mürbe ritten. Häuser und Hütten vermieden sie wie Gräber, immer schweiften sie durch Feld und Wald. Frost, Hunger und Durst lernten sie von Jugend auf ertragen. Ihre Kleider waren von Linnen und Fellen. An ihre häßlichen Pferde waren sie wie angewachsen; Tag und Nacht lebten sie ans ihnen. Dort aßen und tranken, kauften und verkauften, berieten, schliefen und träumten sie, indem sie sich vornüber auf den Hals des Rofses beugten. Auf ihren Zügen stürzten sie in wildem Durcheinander mit furchtbarem Schlachtgeschrei auf alles, was ihnen entgegentrat. Während des Kampfes Haase u. Schräder, Vaterländische Geschichte. 2
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