Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländische Geschichte - S. 47

1912 - Leipzig : Dürr
— 47 — wandte er sich um und rief laut zu dem Volke: „Sehet, ich führe euch Otto zu, den Gott zu eurem König erwählt, König Heinrich bestimmt und alle Fürsten erhoben haben! Gefällt euch solche Wahl, so erhebt eure Rechte zum Himmel!" Alle erhoben die Hänbe, und donnernd hallte es in der Runde: „Heil und Segen dem neuen Herrscher!" Darauf schritt der Erzbischof mit Otto bis zum Altare vor, wo Schwert und Wehrgehenk, Mantel und Spangen, Zepter, Stab und Diadem, die Zeichen der königlichen Würbe, lagen. Zuerst nahm er Schwert und Wehrgehenk und sprach, zum Könige gewenbet: „Nimm hin bies Schwert und triff damit alle Feinde des Herrn, Heiben und schlechte Christen! Denn darum hat dir Gottes Wille alle Gewalt über das Reich der Franken verliehen, daß die ganze Christenheit sichern Frieden gewinne." Dann ergriff er beit Mantel mit den Spangen und legte ihm denselben an mit solgenben Worten: „Die Säume des Gewandes, die bis zur Erde herabwallen, sollen dich mahnen bis an das Ende auszuharren im Eifer für den Glauben und in der Sorge für den Frieden." Und als er ihm Zepter und Stab überreichte, sprach er: „An diesem Zeichen lerne, daß du väterlich züchtigen sollst, die dir untergeben sind!" „Vor allem aber", fuhr er fort, „strecke deine Hand aus voll Barmherzigkeit gegen die Diener Gottes wie gegen die Witwen und Waisen, und nimmer versiege aus deinem Haupte das Öl des Erbarmens, ans daß du hier und dort die unvergängliche Krone zum Lohn empfangest!" Mit diesen Worten nahm er das Ölhorn, salbte ihn mit dem heiligen Öle, das die Kirche als ein Zeichen der Barmherzigkeit ansieht, und setzte ihm unter Beihilfe des Erzbifchofs von Köln das goldene Diabem auf das Haupt. Als so die Krönung vollbracht war, stieg Otto schon im Glanze der Krone zu dem Throne empor, der zwischen zwei Marmorsäulen von wunderbarer Schönheit erhöht war, von wo er das ganze versammelte Volk überblickte und von allen gesehen werden konnte. Hier blieb er, während die Messe gehalten wurde; dann stieg er vom Throne herab und kehrte zur Pfalz Karls des Großen zurück. Hier war inzwischen an marmorner Tafel das Königsmahl mit auserlesener Pracht bereitet. Mit den Bischöfen und Herren setzte sich der neue Herrscher zu Tisch; es dienten ihm aber beim Königsmahle die Herzöge der deutschen Länder. So ist es damals zuerst geschehen und oft dann in der Folge; es war ein Zeichen, daß die Herzöge der einzelnen Länder den König, der über das ganze Volk gesetzt war, als ihren Herrn erkannten, daß sie nichts anderes sein sollten und wollten als die ersten seiner Dienstleute. Denn wie an dem Hofhalte der deutschen Fürsten von alters her die mächtigsten und angesehensten unter den Dienstleuten als Munbschenk, Kämmerer, Truchseß und Marsch all die Person des Fürsten umgaben und ihrer warteten, so leistete damals der Lothringerherzog Giselbert, in dessen Gebiet Aachen lag, die Dienste des Kämmerers und ordnete die ganze Feier; der Frankenherzog Eberhard sorgte als Truchseß für die Tafel, der Schwabenherzog Hermann staub als oberster Munbschenk den Schenken vor, und Arnulf von Bayern nahm für die Ritter und ihre Pferde als Marschall Bedacht, wie er auch die Stellen bezeichnet hatte, wo man lagern und die Zelte aufschlagen konnte. Denn die
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer