Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländische Geschichte - S. 56

1912 - Leipzig : Dürr
— 56 — freube um einen großen Teil geminbert; benn ihr König Rubolf hatte zwei Wnnben erhalten, von benen die eine löblich, die anbete entstellenb war. Die rechte Hand war ihm abgehauen worben. Als die neben feinem Lager ftehenben Bischöfe um ihn klagten, sagte er, die abgehauene Rechte betrachtenb: „Das ist die Hand, mit der ich meinem sperrn Heinrich Treue zugeschworen habe, und nun lasse ich Leben und Reich. Ihr aber, die ihr mir dazu rietet, feinen Thron zu besteigen, sehet zu, daß ihr mich den rechten Weg geleitet habt." Bald barauf starb er. 2. Nachbem Heinrich in langen Kämpfen alle feine Feinde unterworfen hatte, lub er die Fürsten nach Mainz und ließ von allen den Frieden für das ganze Reich beschwören. Den Friebensbrechern würden schwere Strafen angebroht. So steuerte er dem Raub und der Fehbe, und das gereichte dem frieblichen Bürger und Bauern zum Guten. Die Ritter aber, an Kampf und Plünberung^ gewöhnt, waren bamit burchaus unzufrieben und trachteten nach einem Anlaß zu neuem Aufruhr. Mit List und Verschlagenheit war es dem Sohne Heinrichs Iv. gelungen, sich zum Herrscher Deutschland zu machen. Der Kaiser selbst war nach Lüttich geflüchtet, von wo aus er feinem Sohne folgenbe Botschaft fanbte: „Warum hörst du lieber auf jene, die bir raten: ,Verfolge beinen Vaters als auf das göttliche Gebot: ,Ehre beinen Vater' ? Sie betrügen bich, aber belehren bich nicht; unter dem Deckmantel der Treue knüpfen sie die Schlingen der Untreue. Doch kein Wunber, wenn boshafte Hinterlist die leicht erregte und unreife Jugenb mißleitet, ba schlimme Ratschläge bisweilen selbst Greife zum Bosen lenken. Mein Unglück ist eher Folge fremben als beines Vergehens ; benn bu warst in den Hauben der Anstifter. Tätest bu aber Gewalt hinzu, so hättest bu feine Entschulbigung mehr. Ich habe nun vernommen, daß bu Ostern in Lüttich zu feiern bich entschlossen haft. An biefem Orte hat mich die Treue und Liebe des Bifchofs aufgenommen, als feiner vorhanben war, der meiner sich erbarmt hätte. Er ist gesonnen, mich währenb des öfter-festes bei sich zu behalten, wofern er nicht etwa bich im Haufe hätte. Ich bin aus der Mitte berer, die mich Haffen, weit hinweggezogen und habe mich in die Grenzgebiete beines Reiches zurückgezogen, bamit ich entweber in der Abgefchiebenheit des Ortes ungefährbet wäre, ober wenn mein Los mich nötigte, im Auslanbe Menschlichkeit zu suchen, ich um so schneller aus beirtem Reiche entweichen könnte. Ich flehe also, daß bu um beines Vaters willen das Osterfest anberswo festlich begehst und mir gestattest, im Hause besten, der aus Menschlichkeit mich aufgenommen hat, wo ich nicht als Kaiser weilen bars, boch minbeftens als Gast weilen zu bürsert; bamit nicht mir zum Spott und bir zur Schanbe erzählt würde, daß ich am Fest der Auferstehung genötigt war, ein ungewisses Obbach mir zu suchen. Gewährst bu, was ich bitte, so weiß ich bir basür außerordentlichen Dank; anbernsalls will ich lieber in sremben Sänbern betteln gehen, als zum Gespötte bienen in Säubern, die einst mir gehörten. („Leben Kaiser Heinrich des Vierten.")
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer