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1. Vaterländische Geschichte - S. 87

1912 - Leipzig : Dürr
— 87 — m den Schöffen und sprach: „Stehend spricht man Urteil, sitzend findet man Urteil Schöffen, findet das Urteil, wie ihr es am besten wißt, ihr leibet darum feine Not. Schössen auf der Bank, ich frage euch um euer Urteil. Nach kurzer, flüsternder Beratung sprachen die Schössen ein einstimmiges „Schuldig". _ , Da erhob sich der Schultheiß von seinem Sitze, entblößte das Haupt und tat seinen Spruch. Drei Angeklagte oerbammte er zum Tode durch das Rab, einer mürbe an Leib und Gut friedlos gelegt und auf ewige Zeiten aus der Stadt gebannt . Dann hielt er die übliche Umfrage, ob noch jemanb etwas zu lagen hatte, und schloß das Gericht. Julius Wom. Die Erhebung der Zünfte. In den Pfingfttagen des Jahres 1369 rotteten sich in Kölu^die Jföeber zusammen zogen vor das Rathaus und forderten, daß Rat und Schöffen zu ihnen herauskämen. Der Rat sandte drei seiner Mitglieder zu ihnen, und ein Weber sprach zu diesen: „Ihr Herren, die Schöffen haben einen Mann m der Hast liegen. Uber ihn, so wollen unsere Zunftgenossen, soll Gericht gehalten werden; denn er hat auf der Straße geraubt." „Ihr Herren," gab der Rat zur Antwort, „gebulbet euch noch einige Tage, bis die Wahrheit an den -lag gebracht worben ist und man die Verteibigung gehört hat, dann mag er nach der Schöffen Urteil sein Leben verlieren." Da riefen die Weber unter lautem Lärmen, sie wollten es nicht bulben, daß man länger warte: wollte man ihnen den Mann nicht geben, so mürben sie ihn in anberer Weise in ihre Hatib bringen. Da der Tumult immer größer würde, mußte schließlich der Rat dem Kerkermeister den Besehl geben, daß man ihnen den Mann aufliefere, so- gleich führten die Weber den Mann von bannen und schlugen ihm den ftopf ab. Das geschah ohne Schöffenurteil. Hierauf hielten die Weber eine Einigung ab, wie man den bis jetzt allein die Stadt regierenben Geschlechtern (Patrizier) ihre Macht nehmen sönne. Danach strebten sie zugleich mit allen Zünften und Gilben der Stadt. Nun kam an einem Tage ein Haufe von Webern auf das Rathaus, und einer unterfing sich, hier zu sagen: „Ihr Herren, wir sind übereingekommen, daß nicht nur Schossen mehr im Rat sitzen, noch Bürgermeister werden sollen, die aus den Geschlechtern stammen." Es mußte nach dem Willen der Weber gehen. Der neue Rat wurde in folgender Weise gebildet: sünszehn Männer wurden aus den Geschlechtern gewählt, wie das von alters her eitte war. Daneben wurde noch ein weiterer Rat gekoren, der zählte sünszig Mitglieder. In diesem Rat waren säst alle Zünfte vertreten. Doch hatten es die Weber so eingerichtet, daß sie die Mehrzahl im Rate hatten. Aber sie führten ein schlimmes Regiment; sie hatten nur ihren Vorteil im Auge. Als einst ein von den Schöffen rechtmäßig zum Tode Verurteilter vom Richter dem Henker überantwortet werden sollte, befreiten sie ihn, weil er ihr ,yreunb und auch ein Weber war. Da erhoben sich alle Bürger gegen sie. Viel Blut würde
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