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1. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 97

1907 - : Velhagen & Klasing
— 97 - Leute setzten in ihrem Testamente oft große Summen für solche Messen aus. Diese Lehre brachte daher der Kirche viel Geld ein. b. Vom Ablaß. Noch einträglicher als die Lehre vom Fegefeuer war die Lehre vom Ablaß. In der ersten Zeit waren für grobe Sünden öffentliche Bußübungen eingesetzt. So mußte z. B. mancher Sünder während des Gottesdienstes in härenem Büßergewande vor der Kirchtür stehen. Im vierten Jahrhundert bekamen die Bischöfe das Recht, dem Büßenden, wenn er ernstliche Reue zeigte, einen Teil feiner Bußzeit nachzulassen. Dieses Nachlassen nannte man später (zuerst im 11. Jahrhundert) Ablaß. Als Zeichen der Reue sah man besonders gute Werke an: Gebet, Fasten, Almosengeben, Wallfahrten, Kasteiungen n. s. w. Bald aber verwandelte man diese freiwilligen Zeichen der Rene in die Kirchenstrafen selbst und legte sie statt der öffentlichen Bußübungen auf. Schwerere Bußübungen wurden jeboch zuweilen in leichtere verwanbelt, z. B. Fasten in Singen von Psalmen; auch Gelbspenben an die Kirche traten an ihre Stelle. Zur Zeit der Kreuzzüge würde sowohl den Kreuzrittern als auch benen, die den Kreuzzug nur mit einer Gelbspenbe unterstützten, gänzlicher (vollkommener) ober teilweiser (unvollkommener) Erlaß der kirchlichen nnb sogar der göttlichen Strafen vom Papste verkünbet. Auch für die Seelen ihrer verstorbenen Anverwanbten sicherte er ihnen Ablaß zu. Die Kirche lehrte nämlich, Christus und die Apostel hätten so viel gute Werke getan, daß ein Überschuß derselben vorhanden sei, über den der Papst zu Gunsten der sündigen Menschen verfügen und durch den er die zeitlichen (Sündenstrafen und auch die Qualen des Fegefeuers verkürzen könne. Später bekam der, welcher Ablaß begehrte, einen Schein, worin ihm der Ablaß zugesichert ward. So entstanden die Ablaßbriefe. c. Vom Heiligendienste. Der Heiligendienst entstand aus der Verehrung der Märtyrer. Diese hatten ihr Grab häufig in der Kirche unterm Altar. Auch waren nicht selten ihre Bildsäulen in der Kirche ausgestellt. Die Christen blickten mit großer Andacht und Scheu auf die Bildnisse. Die Geistlichen redeten die Bildsäulen auch wohl geradezu an, als ob die Märtyrer lebend gegenwärtig wären. Das Volk machte es nach. So entstand nach und nach die Anbetung der Heiligen. Als die oberste der Heiligen galt die Mutter Maria. d. Vom Reliquiendienste. Mit dem Heiligendienste ging die Verehrung der Reliquien Hand in Hand. Reliquie heißt Überbleibsel. Man sammelte allerlei Überbleibsel von heiligen Gegenständen, z. B. ein Stück Holz oder einen Nagel vom Kreuze Christi, Knochen von Heiligen n. s. w. Diese legte man in kostbare Kästchen, in silberne oder goldene Kapseln und zeigte sie der Gemeinde. Beim Anblick der heiligen Überreste knieten die Christen nieder, und so entstand der Reliquiendienst. In den meisten Fällen aber waren die Reliquien gar nicht echt, sondern von Betrügern verkauft worden?) So zeigt man den Rock Christi außer in Trier noch an mehreren anderen Orten. 6. Von den guten Werken. Zu den guten Werken rechnete man besonders Wallfahrten, Selbstpeinigungen (Kasteiungen), Hersagen von Gebeten, Almosengeben, Klostergelübde u. f. w. Die Wallfahrten (S. 11) waren Reisen nach heiligen Stätten, Gräbern von Märtyrern, wundertätigen Bildern u. s. w. — Die Selbstreinigungen legte man sich als Strafe für die Sünde und zum *) Der Erzbischof Albrecht von Mainz, der zu Luthers Zeit lebte, besaß mehrere Tausend Reliquien, darunter den Finger Johannis des Täufers, 25 Stücke von dem brennen- den Busche auf dem Berge Horeb, Reste von dem Heu, ans dem das Christuskind in der Krippe gelegen, einige Tropfen von dem Weine, den Christus aus Wasser gemacht u. s. w. Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. Iii. 7
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