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1. Großherzogtum Hessen - S. 5

1898 - Leipzig : Voigtländer
— 5 — tragen außerdem einen eisernen Ring, ein Schändlichen bei diesem Volke, gleichsam als Fessel, bis sie sich durch Erschlagen eines Feindes davon gelöst haben. Manchen Chatten behagt diese Tracht; sie ergrauen darin und machen sich dadurch Freund und Feind kenntlich. Ihnen steht es zu, die Schlacht zu beginnen, sie stehen stets in der ersten Schlachtreihe, zum Schrecken der Feinde. Nicht einmal im Frieden nehmen sie einen milderen Ausdruck an. Keiner hat ein Haus oder einen Acker oder sonst eine Sorge. Zu wem sie gerade kommen, von dem lassen sie sich nähren. Verschwender des fremden, Verächter des eigenen Gutes sind sie, bis endlich das kraftlose Alter sie zu so eiserner Tapferkeit unfähig macht. 2. Die heilige Elisabeth. Zu den merkwürdigsten Frauengestalten des Mittelalters gehört die Landgräfin Elisabeth von Thüringen und Hessen. Von der Kirche zur Heiligen erhoben und von der Volkssage verherrlicht, ist sie bis in die Gegenwart immer wieder von Kunst und Poesie gefeiert worden. — Elisabeth war die Tochter des Ungarnkönigs Andreas Ii. Als vierjähriges Kind wurde sie an den Hos des Landgrafen Hermann I. von Thüringen gebracht, um hier als die zukünftige Gemahlin seines Sohnes Ludwig erzogen zu werden. In Elisabeth verband sich liebliche Heiterkeit mit inniger Frömmigkeit, und bald trat bei ihr ein leidenschaftlicher Trieb zur Wohlthätigkeit hervor. Das eigentümliche Wesen der Fremden erweckte ihr am thüringischen Hofe Feinde, die gerne die Heirat gehindert hätten. Aber der junge Landgraf liebte feine Verlobte von ganzem Herzen und heiratete sie 1221 trotz aller Anfeindungen. Als Landgräfin überließ sich Elisabeth ganz ihrer Neigung zum Wohlthun, sorgte für die Armen und pflegte die Kranken. Bald auch unterzog sich die junge Frau häufigen und schweren Bußübungen. An ihrem Gemahl aber hing sie mit der innigsten Liebe. Eines Tages machte sie die Entdeckung, daß Ludwig einen Kreuzzug gelobt hatte. In jähem Schrecken fiel sie darüber in Ohnmacht. Und als ihr Gatte dahinzog ins heilige Land, begleitete sie ihn mehrere Tage lang. Nur gezwungen nahm sie endlich herzzerreißenden Abschied von ihm. Sie sollte ihn nicht wiedersehen. Schon in Italien wurde er von einer Krankheit dahingerafft. — Zu dem grenzenlosen Schmerze über den Tod des Geliebten gesellte sich nach der sagenhaften Überlieferung bald ein anderes Unglück. Heinrich Raspe, der Bruder des Verstorbenen, dem die Vormundschaft über den vierjährigen Sohn Elisabeths zufiel, nahm selbst die landgräfliche Würde in Anspruch und vertrieb die Witwe mit ihren drei Kindern von der Wartburg. Wie eine Bettlerin irrte sie obdachlos mitten im Winter umher. Die Bürger von Eismach wagten aus Furcht
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