1911 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Gild, Andreas
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
- Regionen (OPAC): Hessen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hessen
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strafen. Als aber die Eiche krachend niederstürzte, ohne daß Bonifatius ein Leid geschah, da erkannten die Söhne der Wildnis die Überlegenheit des Christengottes und beugten sich vor ihm. Aus dem Holze der Eiche ließ Bonifatius eine Kapelle erbauen, wahrscheinlich an der Stelle, wo heute der Dom zu Fritzlar steht. Auch an die untere Werra begab sich der Bischof und bekehrte viele; die Stadt Wanfried soll nach ihm benannt sein. In F ri tz l a r gründete Bonifatius ein Kloster und auf dem nahen Biiraberg einen Bischofssitz. Um die Verdienste des rastlosen Bekehrers zu belohnen, ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Mainz. Sein Schüler Sturm gründete 744 das Kloster in Fu ld a, ein anderer Schüler und Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle, Lullus, 769das von Hersfeld. Als 72jähriger Greis fand Bonifatius seinen Tod in Friesland (755). Er wurde seinem letzten Willen gemäß in Fulda beigesetzt. Dort ist auch dem „Apostel der Deutschen" ein würdiges Standbild errichtet worden *).
2. König Konrad I., Herzog von Franken und Graf von Hessen.
Als im Jahre 911 der letzte Nachkomme Karls des Großen im Ostreiche, Ludwig das Kind, starb, gehörte Hessen zum Herzogtum Franken. Über dieses herrschte damals Konrad, der von den deutschen Fürsten zum Könige erwählt wurde. Er war ein milder, leutseliger und tapferer Fürst, vermochte aber nicht, Ordnung und Frieden herzustellen. Als er sein Ende herannahen fühlte, berief er seinen Bruder Eberhard nach Weilburg an sein Sterbelager und sprach zu ihm: „Höre, mein Bruder, auf meinen Rat und laß dir deine eigene Wohlfahrt und das Beste der Franken empfohlen sein. Wohl haben wir noch Städte, Heere, Waffenvorrat und die Zeichen königlicher Hoheit, aber uns fehlt das Glück und die Sitten der Väter. Das Glück aber und die edelsten Sitten sind bei Heinrich dem Sachsen; auf ihm allein beruht des Reiches Heil. Darum nimm diese Kleinodien, die Lanze, den Mantel und die Krone der alten Könige, bringe sie Heinrich und halte Frieden mit ihm, damit du ihn zum beständigen Verbündeten habest. Er ist bestimmt, der König vieler Volker zu sein." Bald darauf entschlief Konrad. Eine hochherzigere Tat als die des Königs Konrad hat die deutsche Geschichte nicht aufzuweisen, da er feinen Feind zu feinem Nachfolger empfahl und den Vorteil feiner Familie dem Wohle des Reiches nachstellte. Von Konrads Leutseligkeit und Güte zeugen folgende Erzählungen: Bald nach seiner Erwählung zum Könige kam er in das Kloster St. Gallen. Da den Mönchen gerade das Essen auf-
*) Lies: A. Gild, Hessisches Heimatsbuch: „Das Bonifatius-denkmal in Fulda" und „Das Lullussest in Hersfeld".