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1. Geschichte - S. 56

1908 - Breslau : Hirt
56 § 29. Friedrich Wilhelm I. § 29. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). rw Charakter nach war er das Gegenteil von seinem Vater. M haßte Pracht, Glanz und alles ausländische, namentlich französische Aejen. Bald nach dem Begräbnis seines Vaters entließ der König die Mehrzahl der unnützen Hofbeamten. Er verkaufte viele Juwelen und kostbare Gerätschaften und bezahlte mit dem Erlös die Schulden, die sein Vater hinterlassen hatte. Seine Lebensweise war die eines wohlhabenden Bürgers; die Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Er trug den schlichten Soldatenrock und war ein Bild derber Gesundheit. — Von Wissenschaften und Künsten wollte er nur so viel gelten lassen, als sie handgreiflichen Nutzen brachten. — Widerrede vertrug er nicht; „Räsonnier er nicht!" war auf dergleichen seine Antwort. — Er selbst arbeitete gern und fleißig crr-C.- ^9|nen Worte: „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren!" o^lßige Arbeit forderte er auch von seiner Umgebung und seinen Beamten. ™ aufri$tige Frömmigkeit war ein Grundzug seines Wesens. (Sem Wahlspruch: „Ich bin kein Pietist (Frömmler), aber Gott vor alles tn der Welt und alles mit Gott!") Und so stellte er das Bild eines rechten, strengen deutschen Hausvaters dar. — Seine Erholung fand er bei der >zagd und im Tabakskollegium, wo er sich mit seinen Freunden bei einem Glase Bier und einer Pfeife Tabak ohne allen Zwang unterhielt. 2 ffre&te danach, daß sein junges Königreich zu seinem hohen Titel auch die Machtmittel erlange, durch die es den andern Reichen ebenbürtig werden könne. Darum erstrebte seine Regierung dreierlei, nämlich, daß a. der Wohlstand des Volkes gehoben, b. die Einnahmen des Staates vergrößert und c. das Kriegsheer vermehrt und kriegstüchtig gemacht werde. a. Noch gab es in Stadt und Land viele wüste Stellen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Da sparte der König kein Geld. Er zog viele Kolonisten ins Land, denen er Grund und Boden schenkte, und die er mit barem Gelde, Saatgetreide und Zugvieh unterstützte. So nahm er 20000 evangelische Salzburger auf, die der Bischof von Salzburg um ihres Glaubens willen hart bedrückt hatte. Er siedelte sie in Ostpreußen an, das unter seinem Vorgänger durch die Pest sehr entvölkert worden war. Auch schickte er andere Ansiedler hierher, so daß 12 neue Städte und über 300 Dörfer in dieser Gegend entstanden. — Potsdam verdankt eigentlich ihm seine Entstehung; denn unter seiner Fürsorge stieg die Einwohnerzahl der Stadt von 400 auf 20000. Berlin erweiterte und verschönerte er bedeutend. Nicht selten zwang er bemittelte Bürger zum Bauen mit den Worten: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" — Um den Gewerbfleiß des eigenen Landes zu heben, erließ der König strenge Einfuhrverbote und hob dadurch z. B. die Tuchmacherei sehr. — Seine Untertanen ge- wöhnte er an strenge Ordnung; er hob z. B. viele Wirtshäuser auf und gebot, daß die andern um neun Uhr abends geschlossen würden. Er zwang auch sein Volk zur Arbeit. Niemand sollte müßiggehen. So befahl er, daß die Hökerinnen in ihrer freien Zeit stricken, nähen oder spinnen sollten.
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