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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 54

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
54 Die Zeit des Frankenreichs. ging, erzählt uns ein Zeitgenosse desselben, ein Geistlicher aus dem Trierer Sprengel, wie folgt: „Der Kaiser Ludwig, der sich im Jahre 833 zu Worms aufhielt, hörte, daß seine Söhne wiederum in feindlicher Absicht gegen ihn heranzögen. Da sammelte er ein Heer und zog gegen sie in die Ebene, welche zwischen Straßburg und Basel liegt, und die bis auf den heutigen Tag das „Lügenfeld" genannt wird, weil dort die Treue der meisten Begleiter des Kaisers zu schände wurde. Die Söhne zogen ihm mit dem Papst Gregor entgegen ; der Vater bewilligte ihnen aber nichts von dem, was sie forderten. Nach etlichen Tagen kamen der Kaiser und 'der Papst zu einer Unterredung zusammen; und sie redeten lange mit einander, und der Papst beehrte den Kaiser mit großen und zahlreichen Geschenken. Nachdem sie aber beide zu ihren Zelten zurückgekehrt waren, schickte der Kaiser stattliche Geschenke durch den ehrwürdigen Abt Adalung an den Papst. Einige der Begleiter des Kaisers gaben den Rat, den Kaiser zu verlassen und zu seinen Söhnen überzugehen. Viele folgten diesem schlimmen Rate, und in der Nacht verließen sie die Zelte und gingen zu den Söhnen. Am andern Morgen kamen etliche, die zurückgeblieben waren, zu dem Kaiser. Zu diesen sprach er: „Gehet auch ihr zu meinen Söhnen, denn ich will nicht, daß einer um meinetwillen Leben oder Glieder einbüße." Da gingen sie unter Thränen von ihm. Bald darauf nahmen die Söhne den Vater gefangen und führten ihn mit sich. Danach trennten sie sich; Pipin ging nach Aquitanien, Ludwig nach Bayern, Lothar aber führte den Vater mit sich nach der Pfalz Compiegne und that ihm hier viel Leides an mit den Bischöfen. Sie befahlen ihm, in ein Kloster zu gehen und dort die ganze Lebenszeit zu bleiben. Er weigerte sich jedoch und fügte sich ihrem Willen nicht. Alle Bischöfe aber bedrängten ihn hart und vor allen die, welche er selbst erst aus niedrigem Stande zu Ehren gebracht hatte, nebst denen, welche aus fremden Völkern zu dieser Würde erhoben waren. Sie bestimmten auch einen frechen Menschen, den Bischof Ebo aus Rheims, daß er den Kaifer mit Lügen quäle. Unerhörtes redeten sie, Unerhörtes thaten sie, indem sie täglich zu dem Kaiser gingen. Sie nahmen ihm das Schwert von der Seite und zwangen ihn, ein härenes Bußgewand anzulegen. Aber die Versuchung des frommen Fürsten, die er von den Nichtswürdigen erduldete, hat nur dazu gedient, daß seine Güte bewährt wurde, wie die Geduld des seligen Hiob. Von Compiegne führten sie den frommen Fürsten nach der Pfalz Aachen. Als dies
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