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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 240

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
240 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches geschickt, denn am anderen Morgen begann die Schule um fünf Uhr, und der Magister bestrafte die Säumigen hart. Für die erwachsene Jugend aber kamen nun die schönsten Stunden. Da huschte sie aus den Häusern, und Freunde und Freundinnen scharten sich zusammen, um dem freien Platze zuzueilen, wo die Linde stand, die in keiner Stadt, selbst in keinem Dorfe fehlen durfte. Unter ihren schattigen Zweigen versammelten sich die munteren Scharen gar gern zu Spiel, Tanz und Gesang. Eigene Spielplätze waren der Jugend eingeräumt, wo sie während des Sommers ihre lustigen Scherze treiben und in fröhlichen Tanz-reihen dahinhüpfen konnte. Wie die Kinder, so trieben es auch die Erwachsenen; gemeinsam mit ihnen übten sie das Ringschellen, wobei der Ring in eine schnelle, kreisende Bewegung gesetzt wurde. In dem größten Ansehen aber stand das Ballspiel. In süddeutschen Städten wurden schon früh eigne saalartige Häuser gebaut, in denen die Männer das Ballspiel bei jedem Wetter üben konnten. In Norddeutschland wurde in der Regel ein mit Bäumen bepflanzter Weg zum Spiel benutzt. Gesang und Tanz zogen sich wohl an schönen Abenden in die Nacht hinein, doch im allgemeinen endete mit der Dunkelheit das mittelalterliche Straßenleben. Wurde das „Nachtglöcklein" geläutet, dann sollte nach päpstlicher Anordnung jeder drei „Ave Maria" beten, sich nach Hause begeben und das Feuer auf dem Herde auslöschen, auch die Herbergen mußten um diese Zeit geschlossen werden. Unheimlich und ausgestorben sahen die Gassen bei der Dunkelheit aus. Straßenbeleuchtung gab es nicht, noch weniger eigentliche Nachtwächter. Nur hie und da waren an Eckhäusern eiserne Arme angebracht, die Pechfackeln aufnehmen konnten, wenn nächtliche Aufläufe es notwendig machten. Wer spät abends oder nachts die Straßen besuchen mußte, hatte mit der Leuchte zu gehen oder wenigstens mit lauter Stimme zu singen, um sich als einen friedlichen Bürger zu erkennen zu geben. Auch brauchte er das Licht zu seiner eigenen Sicherheit; nur zu oft war er in Gefahr, in ein Loch oder in eine Pfütze zu fallen, über Haufen von Dünger zu stolpern oder mit den Schweinen zusammenzutreffen. Der ruhige Bürger hielt sich zu Hause, aber allerlei Gesindel trieb sich nächtlicherweile umher und machte sich die Finsternis zu nutze und die Straßen unsicher. In manchen Städten mußten die Straßen selbst mit Ketten voneinander abgesperrt werden, um die nächtliche Ruhe zu sichern. Dann zog mit Anbruch der Dunkelheit
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