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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 297

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Schluffe des Mittelalters. 297 Besitze schwer aufzubringen waren. Das trieb den Bauer oft dem städtischen Wucherer in die Arme, der ihm auf Getreide und Wolle Vorschüsse gab und ihn dadurch in völlige Abhängigkeit versetzte. Und doch stehen solchen Zuständen vielfach andere gegenüber, die ein Aufsteigen der Bauern zu größerem Wohlstände erkennen lassen, besonders im Süden und Westen. Denn nicht überall drang die Zersplitterung des Grundbesitzes und die Vermehrung der Lasten durch, und vielfach ist die Verwaltung großer Grundherrschaften, besonders der geistlichen und städtischen, eine humane, die Lage der Bauern auf ihnen eine günstige gewesen. Dann aber wuchs auch ihr Selbstgefühl, und nicht bloß dort, sondern auch bei denen, die den Druck der Herrenfaust empfanden, wurde es durch den Landsknechtdienst, durch das Beispiel der Hussiten und der Schweizer groß gezogen. Diese Gegensätze verschärften sich umsomehr, als der Bauer von der Bildung der höheren Stände, namentlich des Bürgertums, völlig ausgeschlossen blieb und so ein gegenseitiges Verständnis fast unmöglich wurde. Da brach nun schon seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Erbitterung bald da, bald dort in einzelnen Erhebungen hervor, die aber bald niedergeschlagen wurden. Daß die rohe Gegengewalt kein geeignetes Mittel war, bewiesen die Tausende, welche aus Franken, Thüringen, Hessen, Sachsen, Schwaben und Bayern nach dem Würzburgischen strömten, wo seit Fastnacht 1476 ein junger, schwärmerischer Gemeindehirt und Dorfmusikant, Johannes Böhm, nicht nur Buße und Marienverehrung, sondern auch die Vernichtung der geistlichen Herrschaft und den Sturz der bestehenden weltlichen Ordnung, insbesondere die gleichmäßige Verteilung der Güter predigte. Wenn auch der Bischof von Würzburg ihn ergreifen und als Ketzer verbrennen ließ, so war doch das Losungswort zu einem gewaltsamen Umsturz ausgegeben, und schreckliche Ereignisse machten das Volk doppelt empfänglich dafür. 1493 kam die erste große Mißernte, 1500 eine zweite, noch allgemeinere, dann mehrere hintereinander, dazu wütete drei Jahre hindurch, besonders 1502, die Pest, und dazu kam als eine weitere Plage, eine aus Italien eingeschleppte Seuche. Um eine Besserung der Lage herbeizuführen, waren heimliche Verschwörungen entstanden. So hatte sich am Oberrhein die arme Bevölkerung auf dem Lande mit derjenigen in den Städten verbunden, die Sache wurde unterdrückt, ebenso die Verschwörung vom Jahre 1514, die gegen die Willkürherrschaft des Herzogs von Würtemberg gerichtet war. Auch gegen das Thun und Treiben der G e i st l i ch k e i t richtete
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