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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 306

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
306 Das Zeitalter der Deformation 1517—1640. gemeinen Besten zufallen, ebenso sollte es mit dem Gute der weltlichen Fürsten geschehen. Dadurch würden alle Steuern überflüssig, nur die „Kaisersteuer" könnte alle zehn Jahre erhoben werden. An Stelle des fremden, römischen Rechts und seiner Rechtsgelehrten wollte Hipler wieder das alte deutsche Gerichtsverfahren einführen, alle Stände sollten Recht sprechen, alle Straßen frei, die Wanderung der Kaufleute sicher, aber auch eine Ordnung sein, wie sie die Waren zu geben haben, nur eine Münze, ein Maß und ein Gewicht durch das ganze Reich Geltung haben, der Arme gegen den Wucher der großen Handlungshäuser bei Ankauf von Getreide und anderen Waren geschützt werden, überall nur ein Schirm und eine Gewalt sein, die des Kaisers. Während der Entwurf noch in Heilbronn beraten wurde, war die Sache der Bauern schon so gut wie verloren. Nicht nur daß wegen Mißhelligkeiten und Streitigkeiten der Führer der Krieg nicht ordentlich geführt wurde, sondern auch die Ausartung des Kampfes in Thüringen und Hessen führte den ganzen besitzenden Mittelstand und die Fürsten gegen die Aufständischen. Von Mühlhausen aus hatte Thomas Münzer, der Reiseprediger des bäuerlichen Krieges, ganz Deutschland gegen seine Herren aufgerufen. Schon durch fein Äußeres suchte er auf die Massen zu wirken. Er ließ den Bart wachsen, trug einen verbrämten Rock oder Prophetenmantel, war von einer Leibwache von 400 Gleichgesinnten mit langen Bärten umgeben. Mit allem, was bestand, hatte er gebrochen. Er führte den Sturm gegen Klöster und Heiligenbilder, gegen Priester-rock und Ordensgewand, aber ebenso sehr tobte er gegen Luther und seine Freunde. Mit flammender Rede feuerte er zum mörderischen Kampf gegen Schlösser und Klöster an und bereitete sich von dem festen Mühlhausen aus zum entscheidenden Schlage vor. Währenddessen lag der alte Kurfürst Friedrich krank auf seinem Schlosse Lochau darnieder und ging seinem Ende entgegen. Die Kunde von dem Ausstand seiner Unterthanen, denen er allzeit ein milder Herr gewesen, war ihm schrecklich zu hören; noch bis zu seinem Tode am 5. Mai war er der Hoffnung, daß man die Händel mit ihnen noch in Güte werde beilegen können. Auch feinem Bruder und Nachfolger Johann wurde angesichts des Ungewitters der Tiefe, das sich gegen die regierenden Gewalten erhob und alles Bestehende mit Umsturz bedrohte, seltsam zu Mute; er hielt sich für verloren und rief einmal aus: „Wer weiß, wie lange unsere Herrschaft noch dauern wird?" Vergeblich versuchte Luther, die Empörer zu beruhigen, er reiste
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