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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 312

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
312 Das Zeitalter der Reformation 1517—1640. harter Buße sie ausliefern, damit sie verbrannt würde. Aber seine eigene Gemahlin*) fügte sich dem Gebote des strengen Landesherrn nicht. Ja, sie trat heimlich in Verbindung mit den Wittenberger Reformatoren. Offen sich zu Luthers Lehre zu bekennen, durfte sie noch nicht wagen, doch war sie ihrem Gatten in dieser Hinsicht bereits verdächtig geworden; der Kurfürst schaute schon ernster darein, als ihr Bruder Christian Ii. von Dänemark mit der alten Kirche brach und sich der neuen Lehre zuwandte. Je mehr Elisabeth in das Wesen der resor-matorischen Lehre eindrang, um so größer ward auch ihre Sehnsucht nach dem Genusse des Abendmahls in zweierlei Gestalt. Um dieses Verlangen zu erfüllen, galt es aber die größte Vorsicht anzuwenden, und es konnte nicht anders geschehen, als während der Abwesenheit des Kurfürsten. Ihr Bruder Christian von Dänemark, der sich am Hofe seines Schwagers aufhielt, übermittelte ihren heißen Wunsch dem Reformator, und Luther sandte einen vertrauten Geistlichen nach Berlin. Die Abwesenheit Joachims auf mehrere Tage, gelegentlich großer Jagden, begünstigte das Vorhaben der Königstochter; der evangelische Geistliche wurde in das Schloß zu Cölln an der Spree und in die Gemächer der Herrin eingelassen. Umgeben noch von allen Symbolen des alten Glaubens empfing hier die Kurfürstin und mit ihr der König von Dänemärk das Abendmahl nach evangelischer Weise. Wie gut aber auch Elisabeth ihr Geheimnis gewahrt zu haben glaubte, wie sehr ihr baran gelegen sein mußte, die heimliche Abenb-mahlsfeier nicht zur Kenntnis des Kurfürsten gebracht zu seheu, der Vorgang hatte bennoch eine Zeugin gehabt, und zwar in ihrer eigenen neunzehnjährigen Tochter Elisabeth, der Gemahlin des Herzogs von Braunschweig , welche zum Besuche der Eltern nach Cölln gekommen *) Joachim I. war seit 1502 mit Elisabeth, der Tochter König Johanns Ii. von Dänemark und seiner Gemahlin Christiana von Sachsen, vermählt Joachim, entzückt von der Schönheit und Aninnt seiner Auserwählten, freute sich bei dem großen Turnier zu Neuruppin, wo alle Edlen des Landes mit Weibern und Töchtern sich versammelt hatten, zu hören, daß die vornehmste Frau des Landes, die Kurfürstin, auch für die schönste gehalten werde. Mehrere Jahre lang dauerte des Kurfürsten Entzücken und seine Liebe; noch'_etnige Jahre lang schätzte sich Elisabeth, die fröhliche Mutter von vier Kiudein, ein glückliches Weib zu heißen — dann begann ihr Stern zu sinken. Der Kurfürst war wankelmütigen Sinnes, nur zu bald hatte er die schöne und tugendhafte Gattin vergessen. Elisabeth trug still, verborgen und klagelos, was ihr auferlegt war. Sie war ernsten Sinnes, ihr Wesen mehr auf das Innerliche gerichtet, und da man sie am Hofe, dem schlimmen Beispiel ihres Gatten folgend, übersah, so zog sie sich immer mehr von demselben und von jeder geräuschvollen Lustbarkeit zurück.
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