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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 329

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
im Reformationszeitalter. 329 können, wenn er nur in ritterlichen Künsten wohlgeübt sei, begann nach und nach ihre Geltung zu verlieren. Junge Prinzen und Edelleute strömten auf die neuaufblühenden Schulen und Hochschulen und suchten nicht bloß die für ihren nächsten Beruf notwendigen Kenntnisse, sondern auch möglichst viel Grundlagen einer allgemeinen Bildung zu erwerben. War doch der junge Moritz von Hessen so gut unterrichtet, daß er in seinem fünfzehnten Jahre eine öffentliche Prüfung vor den Professoren in Marburg im Lateinischen, Griechischen und Hebräischen, in Poesie, Geschichte, Philosophie und in allen Gebieten der Theologie mit großer Auszeichnung bestand. Auch der älteste Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen lernte die Bibel in der Ursprache lesen und hielt schon bei seinem vierzehnten Jahre beim Eintritt in die Universität Wittenberg vor seinem Vater und den Professoren, worunter auch Luther war, eine lateinische Rede. Der Kurfürst wollte seine Söhne in der lateinischen Sprache um so mehr bewandert wissen, als er selbst, wie er sagte, auf den Reichstagen und sonst viel Geld darum gegeben hätte, wenn er sie verstanden. Auch fing man an, fremde Länder zu besuchen, um sich die welt- und staatsmännische Ausbildung zu erwerben. Zu damaliger Zeit reisten die jungen Prinzen nach den Niederlanden oder nach Italien und Frankreich, um Kenntnisse zu sammeln, den Charakter zu bildeu und den Geschmack zu veredeln. Ihr Reiseaufwand und ihre Lebensweise war mäßig, die Zahl ihrer Begleiter und Diener gering, ihr Auftreten einfach und bescheiden. Man pflegte wohl einem jungen Herrn vom Stande, „wenn er groß und bengelhaft geworden," mit einem reisigen Knecht aus Reisen zu senden und ihm für den Aufwand eines ganzen Jahres nicht mehr als 100 Thaler mitzugeben. An manchen Höfen hielt man an der Einfachheit der Lebensweise unverändert fest. Die Herzöge von Schlesien ließen noch immer, der alten Sitte ihres Hofes getreu, die Unterthanen an den Ergötzungen des Hofes teilnehmen, baten die Bürger ihrer Residenz aufs Schloß, besuchten die Feste der Stadt und tanzten lustig mit den Frauen und Töchtern der Ratsherren. Der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig gab jeden Sonnabend öffentliche Audienz, wo der geringste seiner Unterthanen seine Wünsche und Beschwerden anbringen konnte. Der Kurfürst Friedrich der Fromme von der Pfalz, ein fertiger Lateiner und ein Meister im Französischen, lebte mit seiner Gemahlin geradezu in Dürftigkeit. Als er einst sein Gesinde mit nach Frankfurt genommen hatte, waren der Kurfürstin nur noch
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