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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 334

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
334 Zustände des deutschen Volkes und war, wenn es hoch ging, von Trommeln und Pfeifen begleitet; aber zwischen diesen neuen, aus der Fremde eingeführten Gebräuchen zeigte sich noch immer der alte Narr, der unangemeldet ins Zimmer seines Herrn lief, die Hofleute, die ihn ärgerten, verspottete und aus einem Eselswagen den Ausflügen des Hofes folgte. Der Zutritt bei Hofe war mühelos; in kleineren Residenzen kam es wohl vor, daß der Landesherr in den Gasthöfen nachfragen ließ, wer angelangt fei, um irgend einen kenntnisreichen und welterfahrenen fremden Reifenden kennen zu lernen und an feinen Hof zu ziehen. Ging das Leben der Fürstinnen im allgemeinen still und ruhig dahin, so war auch die Zahl der Vergnügungen, die dieses Stillleben unterbrachen, in der Regel sehr beschränkt. Fanden auch hie und da bei Hochzeiten oder beim Besuche fremder fürstlicher Gäste Hoffeste und Turniere statt, so kamen solche doch immer nur selten vor. Gern nahmen die Fürstinnen an Jagdvergnügungen teil, wobei sie ans ihren Zeltern im Jagdkleide, mit dem Jagdhorn geschmückt, erschienen. Besonders gern vergnügten sich manche Fürstinnen mit der Falkenjagd. 2. Die Verwelschung an den Fürstenhöfen. Leider machte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts an den meisten deutschen Fürstenhöfen eine Verwelschung der deutschen Sprache breit, woran Karl V. nicht wenig Schuld hat. Denn vorher verstanden die Fürsten und ihre Diener noch nicht französisch und hatten vor den Sorgen der verschiedenen Wirren und den Anforderungen der Jagd und des Trinkens auch keine Zeit, es zu erlernen. Während unsere ältere Ritterschaft oftmals eine Wächterin des Deutschtums gewesen war, führte der Hofadel dieser Zeit das fremdländische Wesen ein; er wurde verwelscht nach allen Seiten, im Gegensatz zu dem Landadel, der ganz wie der Bauer und Bürger in den Reichsstädten der vaterländischen Weise treu blieb. Eins der einflußreichsten Werkzeuge für die Befestigung des Französischen ans deutschem Boden wurde die Verbreitung des Calvinismus an so vielen deutschen Fürstenhöfen; er galt als etwas Ausländisches für vornehm, und jedermann strebte danach. Statt der deutschen Bibeln, Gesang- und Gebetbücher gebrauchte man französische; es wurde französisch gesungen und gepredigt. Keiner der vornehmen Herren empfand etwas von der Unlust, mit der die deutschen Fürsten und ihre Umgebung fünfzig Jahre früher sich dem Gebrauche des Französischen in der Diplomatie anbequemt hatten. Jetzt schrieb man französisch viel geläufiger, als je eine fürstliche ober andere vornehme Feder ihre Muttersprache zu handhaben verstauben hatte; man
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