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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 355

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
im Reformatwnszeitalter. 355 leidenschaftlich bekämpft. Seine Entdeckung wurde später von Johann Kepler aus Schwaben (1571—1630) vervollständigt. Diese Ergebnisse dienten dem Gregorianischen Kalender zur Grundlage (1582). So sehr sich auch die Wissenschaft gegen frühere Zeiten erheben mochte, sie hatte noch mit überlieferten, unbewiesen angenommenen Voraussetzungen zu kämpfen, auch stand sie dem Volke noch allzu fremd gegenüber, als daß sie schon vermocht hätte, einen furchtbaren Wahn zu zerstören, der die Seelen umnachtete und von der Kirche beider Bekenntnisse eher begünstigt, als bekämpft wurde, nämlich den Aberglauben und den Hexenwahn. Zwei Grundsäulen hatte, wenigstens in den höheren Ständen, der Aberglaube jener Zeit, zwei Formen des Wahns, nämlich die Astrologie oder Sterndeuterei und die Alchemie oder Goldmacherei. In Deutschland haben beide schon vor Anfang des Reformationsjahrhunderts von Spanien aus Eingang gefunden, aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewann ihre Herrschaft volle Macht über die Gemüter, um sie beinahe zwei Jahrhunderte lang festzuhalten. Die Astrologie zog aus dem gegenseitigen Stande der Planeten und der Fixsterne zu einer gewissen Zeit willkürliche Folgerungen auf künftige Ereignisse. Jede Stellung der Gestirne bestimmte nach der Meinung der Sterndeuter den Charakter und die Schicksale des unter derselben geborenen Menschen. Wenn die Vorherfagungen von Ereignissen, wie z. B. das Erscheinen einer neuen Sintflut oder die Ankunft des Antichrists, nicht eintrafen, so schadete es den Sterndeutern nicht, denn Ausreden gab es immer, und die Theologen halfen ihnen bereitwillig. Mehr als durch die Vorherfagungen bestimmter Vorgänge wirkten die Sterndeuter, indem sie vor Unternehmungen warnten oder zu ihnen rieten; sie stifteten auf diese Weise Heiraten, verhinderten Kriege und übten auch auf andere große Staatshandlungen bedeutenden Einfluß aus. Auch die Kometenfurcht nährte die Sterndeuterei, hatte sich doch Kart V. durch das Erscheinen eines Kometen zur Abdankung bestimmen lassen. Aber nicht nur der Stand der Gestirne diente der Wahrsager ei. Aus den Linien der Hand, aus den Gesichtszügen und aus der Zusammenstellung von Punkten, die ursprünglich in die Erde gegraben wurden, entnahm die Wahnwissenschaft ihre Aufschlüsse über künftige Menschenschicksale. Mit der Sterndeuterei ging die Alchemie Hand in Hand. Aber ihr Zweck und Ziel lag nicht im Wahrsagen, sondern in praktisch scheinenden Dingen. Auf die Herstellung von Gold und Silber, auf 23*
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