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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 370

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
370 Der dreißigjährige Krieg. ging verloren, auch die deutschen Fürsten, besonders der Kurfürst von Sachsen, wollten nicht von einem Kanzler Befehle annehmen. Die Soldaten gehorchten nicht mehr so willig, wie unter Gustav Adolfs Führung, ja es brachen offene Empörungen aus. Von einer Verteidigung des Glaubensbekenntnisses war nicht mehr die Rede. Der eigentliche Zweck des Krieges ging verloren, er artete in zweckloses Hin- und Herziehen aus, verbunden mit den furchtbarsten Verheerungen, worin die Schweden die Kaiserlichen an Gewaltthätigkeiten noch übertrafen. Der Krieg wurde in die Länge gezogen, um Eroberungen zu machen. Man sprach in Deutschland nicht mehr von einer Schwedenhülfe, sondern von der Schwedenplage. Die Schweden erfanden die grausamsten Marter, um die Menschen zu peinigen, und das Andenken an die Schwedengreuel lebt heute noch in vielen deutschen Gegenden fort. Ein Mann, der als Knabe die Greuelthateu der letzten Hälfte des dreißigjährigen Krieges selbst erlebt hat, schildert den Einfall der Soldaten in einem Bauernhof mit folgenden Worten: „Das erste, was die Reiter thaten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeder seine besondere Arbeit, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen, zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidung und allerlei Hausrat große Päcke zusammen; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten in die Überzüge Speck, dürres Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die zerbogenen und verderbten Stücke ein. Auch Töpfe und Schüsseln mußten alle entzwei, und Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf dre Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib Das nannten sie einen schwedischen Trunk. Dann fingen sie an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern. Einem Bauer machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut aus Mund und Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen." Damals entstanden die Kinderverschen: „Bet', Kinder bet', morgen kommt der Schweb’, morgen kommt der Oxenstern, der wirb die Kinder beten lern." Oder: „Der Schwede ist gekommen, hat alles mitgenommen, hat die Fenster zerschlagen, hat das Blei fortgetragen, hat Kugeln d'raus gegossen und die Bauern damit erschossen."
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