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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 377

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Krieges und nach demselben. 377 die tüchtigste Kraft, die noch im Bürgertum ruhte, rasch zusammensinken. Von Jahr zu Jahr stiegen die Grausamkeiten, die gräßlichen Mißhandlungen an friedlichen Bürgern, aus rohem Mutwillen nicht weniger als aus viehischer Leidenschaft und Geldgier verübt; von Jahr zu Jahr steigerten sich auch die furchtbaren Kriegssteuern und Erpressungen, und mit stets vermehrten Opfern mußte Gnade um Gnade erkauft merdeu; die Städte verloren damals ihre Silberfchätze, ihre Glocken, die eingefchmolzen, ihre Waldungen, die niedergehauen wurden; sie verloren, was noch mehr bedeutet, auch ihre Gewerbethätigkeit, ihren Handel, worauf ihr Wohlstand beruht hatte. Der wirtschaftliche Niedergang, ja Untergang der meisten deutschen Städte war aber nicht allein durch Brandschatzung, Plünderung und Brand neben der Verwüstung des platten Landes, sondern ebensosehr, wenn nicht mehr, durch Hunger und Seuchen hervorgerufen, die in ihren Mauern entsetzlicher gewütet haben, als Kugel und Schwert. In Augsburg schoß man bei einer Belagerung 1634 jeden Vogel aus der Luft, der zur Stadt flog. Als alle gewöhnlichen Nahrungsmittel aufgezehrt waren, verkaufte man auf den öffentlichen Brücken Fleisch von Pferden, Hunden und Katzen. Die armen Leute, denen auch das noch zu kostbar war, kochten sich Leder, speisten Ratten und Mäuse. Der wütende Reiz des Hungers vertilgte zuletzt den Abscheu vor faulendem Aas, und die Gier verschmähte selbst das Fleisch menschlicher Leichname nicht. Es wandelten lebendige Gerippe in verblichener Menschengestalt auf den Gaffen und priesen das Glück der Toten; manchen Tag starben Hunderte und mehr jedes Alters und Standes, und die unbegrabenen Leichen in Häusern und Gaffen verpesteten die Luft. Unbeklagt verschied der Vater unter verschmachtenden Kindern, und ohne Thränen legte die Mutter den verhungerten Säugling in die Erde. Zu all dem kam die furchtbare Seuche, die im Jahre 1635 ganz Bayern mit unerhörtem Jammer erfüllte. Ein frostiges Schütteln, mit innerem Fieber und Blutergießen verbunden, ergriff und ermattete die Menschen, dann traten als Vorboten des Todes Pestflecken und Beulen an den Leibern hervor. Das Übel war schnell und heftig, keine Vorsicht rettete vor Ansteckung. In München raffte es in der kurzen Frist eines Jahres Tausende hinweg, das ehemals blühende Eichstädt mit seinen Vorstädten, größtenteils Trümmer, glich in feinem Gebiete einer Wüste; da lebte kaum noch der zehnte Mann. Auch in Dresden starben an derselben Krankheit in drei Jahren so viele, daß
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