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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 439

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
zur Zeit des Großen Kurfürsten. 489 Iv. Kunst und Kunstgewerbe. Der im 16. Jahrhundert zu so hoher Blüte gekommenen Kunst war, wie bereits erwähnt, durch den großen Krieg der Lebensfaden abgeschnitten worden, so daß es langer Zeit bedurfte, bis sie wieder einigermaßen leistungsfähig wurde. Wie aber alles in Deutschland unter der besonderen Einwirkung Frankreichs stand, so war es auch mit den künstlerischen Erzeugnissen der Fall. Das deutsche Kunstgewerbe folgte nun auch der französischen Art, der Geschmack des Rokoko fand Eingang. In der Baukunst verdrängte der Barockstil die Renaissance. Da aber erst das folgende Jahrhundert die Blütezeit dieser Kunstrichtung brachte, so werden wir später davon reden. Noch tiefer an Kunstwert als die Baukunst stand im 17. Jahrhundert die Bildnerei. Sie war während des großen Krieges gänzlich erstorben. Auf dem Gebiete der Malerei herrschte derselbe Verfall, eine deutsche Malerei gab es nicht mehr, italienischer, niederländischer und französischer Einfluß hatten sie verdrängt. Ebenso verfiel der Holzschnitt in dieser Zeit vollständig. Dagegen blühte die Kunst des Kupferstichs unter niederländischer Anregung auf. Merkwürdiger Weise war ein besonderer Zweig der Kunst, die sogenannte Kleinkunst, die in Nürnberg ihre vornehmste Stätte hatte, von dem allgemeinen Rückgang nicht betroffen worden. Denn Jakob Wolrats Werkstätte erhielt bald durch ihre Wunderwerke einen Weltruf. Besonders geschah dies durch ein mechanisches Kunstwerk, welches Wolrat in Gemeinschaft mit einem Kunstschlosser verfertigte und das von Ludwig Xiv. bestellt worden war. Dasselbe bestand aus einem Bataillon silberner Soldaten zu Fuß und zu Pferde, welche durch mechanische Vorrichtungen und eingelegte Maschinerien alle Griffe und Bewegungen des französischen Exercitiums machten. Die Figuren, deren es einige Hundert waren, hatten eine Höhe von 5 cm und waren in jeder Beziehung meisterhaft ausgeführt. Ein anderer Nürnberger Tausendkünstler war Leo Prunner. Aus Gold und Silber, aus Elfenbein und Holz machte er Altäre, Kruzifixe, Denkringe, Tiere u. f. w. in einem so kleinen Maßstabe, daß man die ganze Zierlichkeit der Arbeit kaum zu erkennen vermochte. Zugleich schrieb und stach er so klein, daß er das ganze Vaterunser auf eine Fläche von der Größe eines Pfennigs brachte. Aus Elfenbein schnitzte er ein Nähpult von Haselnußgröße, in welchem sich alles befand, was in ein solches Gerät gehört. Auf einen Kirschkern schnitzte er in sauberster Ausführung acht Köpfe, die einen Kaiser, König, Kurfürsten, Bischof,
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