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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 546

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
546 Die Zeit der staatlichen Umwälzungen. hielt Washington auch fernerhin stand, bis Benjamin Franklin*) ein Bündnis mit Frankreich und Spanien zustande gebracht hatte. Dadurch wurde die Lage der Engländer so bedenklich, daß sie 1783 im Frieden zu Versailles die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika anerkannten. Die Einzelftaaten bestanden mit ihren Regierungen fort; für die gemeinsamen Interessen wurde eine Bundesregierung gegründet, an deren Spitze ein auf vier Jahre gewählter Präsident steht. Der Sitz des Präsidenten ist in Washington. Weltgeschichtliche Folgen der großen Volksbewegung: 1. Es bildete sich eine neue, kräftige Nation, die bald eine Großmacht und Handelsmacht ersten Ranges wurde. 2. Die Freiheitsgedanken verbreiteten sich nach anderen Ländern. 3. Sie wurde das Vorbild für andere sich bildende Republiken, besonders für Frankreich. 4. Es hob eine neue Zeit in der Handelsgeschichte an, indem sich die Industrie bedeutend entwickelte, Kolonialgewächse, wie Baumwolle, Tabak, Zucker und Reis angebaut wurden und dadurch der Handel einen gewaltigen Aufschwung erfuhr. Englands Seeherrschaft entstand der gefährlichste Nebenbuhler, da die Unionshäfen allen Nationen geöffnet wurden, auch Deutschlands Handelsbeziehungen gewannen da- *) Aus der kinderreichen Familie eines Seifensieders 1706 in Boston geboren, wurde er zuerst Buchdrucker, nach vielen Mühen gelang es ihm, selbst eine Buchdruckerei mit Papier- und Buchhandel anzulegen. Für sich und im Verein mit jungen Männern arbeitete er an seiner Fortbildung und Vervollkommnung. Seine reiche und vielseitige Erfahrung legte er in volkstümlich gehaltenen Schriften in verschiedener Form nieder. Seine Mitbürger erkannten seine Verdienste an und wählten ihn zum Abgeordneten für Philadelphia, nachdem er vorher schon Sekretär der Versammlung der Generalstaaten gewesen war. Seinem Wirken ist es zu verdanken, daß in Amerika Feuerwehren und Feuerversicherungen errichtet, der Jugendunterricht und die Lehrerbildung verbessert, Armen- und Krankenhäuser gegründet wurden. Aber auch der Wissenschaft hat er große Dienste geleistet. So stellte er die erste elektrische Batterie her, erfand den Blitzableiter (1749 und 1752). Sein Name wurde weithin berühmt und auch in Europa hochgeehrt. Die englische Regierung zeichnete ihn wiederholt aus und übertrug ihm in Anerkennung seiner Verdienste die einträgliche Stellung eines Generalpostmeisters aller britischen Kolonien. Aber das konnte ihn nicht abhalten, gegen die Bedrückung seiner Landsleute Widerspruch zu erheben. Er unternahm sogar zwei beschwerliche Reisen nach England, um die englische Regierung günstiger zu stimmen i da seine Bemühungen vergeblich waren, riet er nach seiner Rückkehr zur Erhebung und wurde der geistige Führer des Aufstandes. Die Reife Franklins nach Frankreich hat den Amerikanern nicht nur die Unterstützung dieses Landes gebracht, sondern er selbst wurde mit Ehren überhäuft. Die Pariser brachten ihm stürmische Verehrung dar, und die Gelehrten suchten ihn dadurch auszuzeichnen, daß sie ihn als Mitglied in die französische Akademie aufnahmen, wobei er mit den Worten begrüßt wurde: „Er entriß dem Himmel den Blitz und den Tyrannen das Scepter." Nach langem, schwerem, mit stiller Ergebung ertragenem Leiden starb er im April 1790, 84 Jahre alt, von den Amerikanern aufrichtig betrauert.
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