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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 579

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit der staatlichen Umwälzungen. 579 Iii. Das Ende der französischen Revolution und der Republik durch Napoleon Honaparte. 1. Napoleons Lehrjahre (1769—1788*). Napoleon war am 15. August 1769 zu Ajaccio als der Sohn eines Advokaten geboren. Eigensinnig und starrköpfig, machte der Knabe seiner Umgebung viel zu schaffen. „Ich war," erzählte er selbst in seinen letzten Tagen, „eigenwillig und starrsinnig, nichts imponierte mir, nichts brachte mich aus der Fassung, ich hatte vor niemandem Furcht. Den einen schlug ich, den andern kratzte ich, alle fürchteten mich. Mein Bruder Joseph war es, mit dem ich zumeist zu thun hatte; er ward geschlagen, gebissen, gescholten. Oft beklagte ich, daß er sich nicht rasch genug erholte." In einer Mädchenschule des Städtchens lernte er das Notdürftigste aus seiner Muttersprache. In dem unbändigen Wesen des Knaben mochte der Vater dessen Anlagen für den militärischen Beruf entdeckt haben. Er bat um eine Freistelle für ihn in einer der königlichen Anstalten, in welchen die Söhne des französischen Adels für die Offizier-lanfbahn vorgebildet wurden, und dem Ersuchen wurde willfahret. Nachdem Napoleon mit seinem Bruder Joseph kurze Zeit eine französische Schule besucht, um das nötige Französisch zu lernen, wurde er in die Liste der Zöglinge von B r i e n n e (April 1779) eingetragen. Es war nun entschieden, er wurde Soldat. Die fünf Jahre, die er hier zubrachte, waren für den jungen Korsen keine freudvolle Zeit. Napoleon war nicht geartet, sich an Genossen anzuschließen. Sein herrisches, trotziges Wesen brachte ihn bald in Gegensatz zu den hochmütigen Söhnen des französischen alten Adels, die mit ihm in Brienne zusammen waren. Einer seiner Mitschüler erzählt von dem Aufenthalt in der Militärschule: „Finster, ja sogar wild, fast immer verschlossen war er, als wenn er eben aus der Wildnis gekommen wäre und erstaunt und mißtrauisch die ersten Eindrücke von feinen Mitmenschen empfinge. Er war ein Feind aller Spiele, überhaupt jedes kindlichen Vergnügens. In einem ihm zugewiesenen Teile des Gartens studierte und brütete er, und wehe dem, der ungerufen herantrat. Eines Abends explodierte bei Gelegenheit eines Feuerwerks, welches die übrigen Knaben abbrannten, ein Pulverkästchen. Bestürzt stob die Schar auseinander, und einzelne flüchteten über Napoleons Zaun. Da lief dieser im Zorn herbei und hieb mit einer Hacke auf die Fliehenden ein." Natürlich fand ein solcher Knabe keinen Freund unter seinen Schulgenossen. Fühlte sich Napoleon schon durch die Überhebung feiner Mitschüler verletzt, so kam noch der ihn tief demütigende Umstand hinzu, daß er wenig Taschengeld bekam. Deshalb bat er seinen Vater, ihn von Brienne fortzunehmen, ja, wenn es sein müsse, lieber ein Handwerk erlernen zu lassen, als ihn zu zwingen, noch länger seine Armut zur Schau zu tragen. „Ich bin es müde," schreibt er, „meine Dürftigkeit auszulegen und über dieselbe unverschämte Knaben spotten zu sehen, die mir nur durch ihr Vermögen überlegen sind, an edlen Empfindungen aber bergetief unter mir stehen. Wie, Herr, Ihr Sohn soll also fortwährend die Zielscheibe sein für eine Anzahl Lümmel, die, stolz auf die Annehmlichkeiten, welche sie sich verschaffen können, mich beschimpfen, indem sie übet meine Entbehrungen lächeln?" Zur Antwort mußte er erfahren, daß zu Haufe die Mittel fehlten, ihm fein Ansehen wahren zu helfen. Napoleon lernte auf der Militärschule mit Vorliebe Geschichte, Geographie und Mathematik, dagegen waren die Sprachen feine schwache Seite. *) Nach August Fournier: Napoleon I. Leipzig 1886. 37*
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