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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 622

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
622 Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht. durchdringen, als wäre die letzte schwache Hoffnung mit dem Leben der angebeteten hohen Frau entwichen." Und in ergreifenden Worten haben ihr M a x v o n S ch e n k e n d o r f und Theodor Körner in ihren Gedichten ein Denkmal gesetzt. Napoleon aus dem Höhepunkt feiner Möcht. 1. Der Fürstentag zu Erfurt. 1808. Napoleon hatte Kaiser Alexander zu einer persönlichen Zusammenkunft eingeladen, welcher Einladung Alexander bereitwillig folgte. Als Ort der Begegnung war Erfurt ausersehem Hier war Napoleon der Wirt und lud dorthin auch die deutschen Rheinbundsürsten ein, um der Kaiser-Zusammeukunft den rechten Glanz zu geben und auch nach außen im Glanze seiner Allgewalt zu erscheinen. Sie kamen alle oder schickten wenigstens ihre Thronfolger, 4 Könige und 34 Fürsten und Prinzen erschienen. Preußen und Österreich jedoch lehnten die Einladung ab. Der König von Preußen und der Kaiser Franz hatten Gesandte abgeordnet, um die Kaiser zu begrüßen. Einige Tage war auch Prinz Wilhelm von Preußen, des Königs jüngster Bruder, in Erfurt anwesend, nicht um Napoleon zu huldigen, sondern um die bereits in Paris geführten Unterhandlungen über Ermäßigung der preußischen Kriegsschuld abzuschließen. In der Frühe des 27. September 1808 traf Napoleon in Erfurt ein, am Nachmittag desselben Tages Kaiser Alexander. Napoleon war ihm entgegengeritten. Seite an Seite hielten dann die Kaiser zu Pferde ihren Einzug in die Stadt. Sie schienen fast unzertrennlich zu fein. Täglich war Alexander Napoleons Gast, abends waren sie zusammen im Theater, und danach blieb Napoleon noch in der Regel ein bis zwei Stunden bei feinem Gaste. Selbst vor dem Mittagessen pflegten sie einige Stunden mit einander zu verbringen. Alexander wurde für die Pläne Napoleons vollständig gewonnen. Napoleon hatte die Schauspieler des Theätre frangais von Paris kommen lassen. Jeden Abend führten sie eins von den klassischen Stücken der Franzosen auf, welche mehr oder weniger aus die Verherrlichung Frankreichs hinauslaufen. Da ereignete es sich einmal, daß bei den von Talma gesprochenen Worten des Voltaireschen „Oedipus": „Die Freundschaft eines großen Mannes ist ein Geschenk der Götter!" der Zar sich erhob und Napoleon unter dem Beifall der versammelten Fürsten umarmte. Einige Tage später bemerkte Alexander in dein Augenblicke, als man zu Tische gehen wollte, daß er seinen Degen nicht zur Hand habe. Sofort bat ihn Napoleon, den seinigen anzunehmen. Alexander nahm ihn sichtlich erfreut: „Ich nehme ihn," sagte er, „als ein Zeichen Ihrer Freundschaft an, Euere Majestät wissen, daß ich ihn nie gegen Sie ziehen werde." Hier in Erfurt handelten die beiden Kaiser ganz allein; die Rheinbundfürsten spielten nur die stumme Rolle. Wenn Napoleon die deutschen ° Fürsten hier wenig beachtete, so zeichnete er um so mehr den Fürsten der deutschen Litteratur ans. Goethe wurde eingeladen nach Erfurt zu kommen. Napoleon betrachtete den Eintretenden lange, dann begrüßte er ihn mit den Worten: „Sie sind ein Mann!"
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