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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 649

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
gegen Frankreich 1813—1815. 649 morsen, den Rückzug antraten. Alles wurde geraubt, vernichtet, verheert; wer aus den brennenden Häusern retten oder sie löschen wollte, ward dabei erschossen. Aber diese Schandthaten erblaßten vor denjenigen, welche Jourdan 1796 in Franken verübte. Die Kriegssteuern, so unerschwinglich sie zu sein schienen, verschwanden neben den maßlosen Plünderungen, die von jedermann, vom General bis zum gemeiuen Soldaten, verübt wurden. Die Kommissarieu zumal raubten ins Ungemessene; dafür gaben sie den.einwohnern, wiederum gegen gute Zahlung, „Sauvegarden," welche so lange blieben, als von ihrem Hauswirt etwas zu erpressen war. Waren die Kisten und Kassen teer, so wurden wohl die Betten zerschnitten, die Federn umhergestreut, die Überzüge mitgeschleppt. Kirchen und Heiligtümer waren nicht sicherer als anderes Eigentum. Wo die Raubgier ungesättigt blieb, folgten Mißhandlungen der wehrlosen Einwohner, von anderen Schandthaten zu schweigen. Zügellos wie unter Jourdan frevelten die Franzosen damals überall, so selbst unter Moreau 1796 in Schwaben. Der Herzog von Würtemberg hatte sich von ihm „die Sicherheit von Land und Leuten" mit 4 Millionen Franken erkauft, gleichwohl stahlen die Franzosen an Geld und Gut über eine Million Gulden, die Verwüstung der Felder nicht mitgerechnet. Für denselben Schutz, aus dieselbe Weise gewährt, zahlte Baden an barem Gelde 2 Millionen Franken, der übrige schwäbische Kreis 12 Millionen ohne die Naturalien. Großartiger und systematischer wurde der Raub unter Napoleon betrieben. Sein Generalintendant war der unerbitterliche Darn; der Gesamtbetrag der französischen Erpressungen in Norddeutschland, so weit solche durch Darus Hand gegangen, betrug nach dessen eigener Angabe die Summe von über 513 Millionen Franken, von denen Ende des Jahres 1808 474 Millionen bezahlt waren. Die nachweisbaren, unmittelbare» Brandschatzungen Frankreichs in Geld und Geldeswert beliefen sich während des Krieges 1806 und 1807 auf rund 1020 Millionen, dieser Betrag übersteigt das 13 fache des Jahreseinkommens des damaligen Preußen; und bis 1813 hatte Napoleon eine zweite Milliarde dazu erpreßt, das 26 fache Jahreseinkommen des Staates. Dazu kommen die ungezählten Millionen, welche in die Tasche der Generäle, Offiziere, Soldaten, Intendanten, Inspektoren, Kommissare aller Art geflossen sind!*) Nach dem in großen Zügen gegebenen Bilde mögen hier noch einige wenige kleinere Bilder von der Not damaliger Zeit folgen. Die nächste und fühlbarste Last war die Einquartierung, denn dem Oberbefehlshaber war sofort Leben, Ehre und Eigentum der Einwohner so gut wie preisge-gegeben. Der General Lallemand verlangte 1813 in Lübeck vor Ablauf einer Viertelstunde zwei Wegweiser, mit der Drohung, wenn sie nicht kämen, den ganzen Gemeinderat binden und knebeln lassen zu wollen. Einem Bürger, der, vor seiner Hausthür stehend, ihn nicht grüßte, schlug er den Hut vom Kopfe, einen andern zwang er, vor ihm zu fnieen. Einem Glasermeister, der bei Ankunft des Generals einen Augenblick feierte und auf die barsche Aufforderung, in seiner Arbeit fortzufahren, erst eine Priese Tabak nahm, ließ er 25 Stockprügel aufzählen. Ebenso verfuhren die Eivil-beamten. Als die Einwohner des „Arrondissements" Stade bei dem „Unterpräsetten" sich beschwerten, daß bei den unerträglichen Requisitionen ihnen nichts mehr Übrig bliebe, schrie er ihnen zu: „Dann könnt Ihr Kot fressen." *) Max Dunker: Ans der Zeit Friedrichs des Großen und Friedrich Wilhelms Iii. Leipzig 1876.
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