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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 678

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
678 Vom zweiten Pariser Friedeil bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii. Die Iulirevolution bewirkte auch einen Aufstand in Belgien zur Trennung vom Königreich der Niederlande. Belgien wählte sich 1831 den Prinzen Leopold von Koburg zum König, der als Leopold I. bis 1865 regierte. Sein Sohn wurde als Leopold Ii. seiu Nachfolger. In Deutschland schlugen die Wellen der Julirevolution auch weite Bogen. In Braunschweig wurde der junge Herzog Karl, der wegen seiner launenhaften Willkür verhaßt war, zur Flucht genötigt, und in Kassel rangen die erbitterten Volkshaufen dem Kurfürsten eine neue Verfassung ab. Ebenso gab es im Königreich Sachsen und in Hannover sehr erregte Auftritte, die erst ihr Ende erreichten, als die Landesherren die geforderte Volksvertretung bewilligten. Auch in anderen deutschen Staaten zeigten sich Bewegungen, die aber durch das Entgegenkommen der Regenten bald beschwichtigt wurden. In Preußen blieben die Julirevolution und die Volksbewegungen in den Nachbarstaaten ohne Eindruck, trotzdem es keine Verfassung hatte; dagegen zeigte sich in Süd Westdeutschland das Auftreten republikanischer Regungen. Um die Aufregung in immer weitere Kreise zu tragen, veranstaltete man große Volksfeste, so vor allem am 27. Mai 1832 das Hambacher Fest auf der gleichnamigen Schloßruine bei Neustadt an der Hardt, das viele Taufende von nah und fern zusammenführte. Auch an anderen Orten fanden solche Massenversammlungen statt, in denen von der Umgestaltung Deutschlands in eine Republik geredet wurde. Um dem Treiben ein Ende zu bereiten, nahm der Bundestag den Gedanken der Karlsbader Beschlüsse wieder auf, indem er die Thätigkeit der Landtage unter Bundesaufsicht stellte, alle politischen Vereine, Versammlungen und Feste verbot und die Karlsbader Vorschriften betreffs Überwachung der Universitäten erneuerte. Während die Bewegung in den großen Masfen gehemmt wurde, dauerte sie in gewissen Kreisen der Burschenschaften, die im geheimen weiter bestanden hatten, fort. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1832 hielten sie einen Burschentag in Würzburg und beschlossen hier, ihr Ziel, die Einheit und Freiheit Deutschlands, auf dem Wege der Revolution zu erstreben; man hoffte auf französische und polnische Hülfe. Sie schlossen daher ihren Bund mit dein Frankfurter Vaterlandsvereine, der in der Stille den Plan gewaltsamen Umsturzes betrieb. Die Führer beschlossen gleichzeitig in Ludwigsburg und Frankfurt a. M- loszubrechen und nach Pariser Art die Republik auszurufen. Doch die Frankfurter schlugen zu zeitig los, am 3. April 1833, und da niemandem einfiel, sich der wenigen Bewaffneten anzuschließen, welche die Hauptwache und Konstablerwache erstürmt hatten, so machte das Frankfurter Militär diesem „Frankfurter Putsch" ein rasches Ende. Die Folgen des unbesonnenen Streiches waren für weite Kreise sehr traurig. Auf Österreichs Antrag beschloß der Bundestag am 20. Juni 1833 in Frankfurt eine Bundescentralkommission einzusetzen, und Überall begann nun die Demagogenjagd. In Preußen ging man besonders streng vor. Hier verurteilte das Kammergericht von 204 zur Untersuchung gezogenen Burschenschaftern 39 zum Tode, darunter Fritz Reuter, was dann später in langjährige Zuchthausstrafe verwandelt wurde; auch in Bayern verfuhr man ähnlich. Hunderte von hoffnungsvollen Jünglingen wurden aus ihrer Bahn geschleudert, in der langen Haft gebrochen oder in die Verbannung getrieben. 3. Auf dem russischen Kaiserthron folgte nach dem kinderlosen Alexander I. im Jahre 1825 sein Bruder Nikolaus, der im Innern mit Strenge waltete und das Reich durch Kriege mit Persien und der Türkei erweiterte.
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