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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 708

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
708 Das Zeitalter Wilhelms I. ßischen Heere: „Das preußische Heer besteht überhaupt nicht, ich leugne es." Der Minister Ollivier schloß die Erklärungen mit den Worten: „Wir werden es wegblasen." Acht Tage lang zogen jeden Abend Tausende von Menschen durch die Straßen mit dem Rufe: „Es lebe der Krieg! Nach Berlin! Nach Berlin!" Am 15. Juli wurde der Krieg erklärt. Am 16. Juli trat der Bundesrat zusammen, am 19. Juli der Reichstag. Es war der Todestag der Königin Luise. Vor 60 Jahren hatte der dreizehnjährige Prinz Wilhelm schluchzend am Sterbelager seiner Mutter gekniet; heute stand der 73 jährige Greis als König vor den Vertretern seines Volkes und legte ihnen die Lage dar. Dann trieb es ihn hinaus nach dem stillen Tempel im Charlottenburger Parke an das Grab der Mutter und im frommen Gedächtnis an die Unvergeßliche erneuerte er am selben Tage den Orden vom Eisernen Kreuz. In derselben Stunde überreichte der französische Geschäftsträger dem Grafen Bismarck die amtliche Kriegserklärung. Sie war das erste Aktenstück, das der Bundeskanzler dem Reichstag mitteilte.*) Einstimmig bewilligte der Reichstag die Anleihe von 100 Millionen Thaler für den Krieg. Inzwischen hatten auch die süddeutschen Staaten die Mobilmachung ihrer Truppen angeordnet, zum großen Verdruß Frankreichs, das auch diesmal auf die Uneinigkeit Deutschlands gerechnet hatte. Zum erstenmale wieder seit Jahrhunderten stand ganz Deutschland geeint zum Kampfe gegen den gemeinsamen Feind. Alle Stämme, alle Parteien flössen in eins zusammen. Jetzt war das Wort des Dichters wahr geworden: „Vergessen ist der alte Span, das deutsche Volk ist eins." 2. Der Verlauf des Krieges, a) Der Aufmarsch der deutschen Heere. Ganz Deutschlands Männerkraft eilte zu den Waffen, von den Alpen bis zum Meere, in einer Ausdehnung wie nie zuvor. Der regelmäßige Verkehr wurde eingestellt, auf dreizehn großen Eisenbahnlinien jagten die Militärzüge Tag und Nacht gen Westen, Wehmut und Jubel zugleich begrüßte die ausrückenden und durchfahrenden Regimenter aller Orten, freundliche Spenden und herz- *) „Die Ursache zum deutsch-französischen Kriege in französischer Auffassung," „die französische Kriegserklärung," der „Aufruf Napoleons," „die Stimmung der Pariser beim Ausbruch des Krieges," „die Stimmung in Deutschland," „die Thronrede König Wilhelms," und „der Allerhöchste Erlaß des Königs" habe ich in meinen „Begleitstoffen zur neuesten Geschichte 1815 —1888" Leipzig 1894^mitgeteilt; in diesem Buche finden steh eine Reihe ausführlicher Schilderungen und Stimmungsbilder von Mitkämpfenden und Augenzeugen dieses großen Krieges, auf die ich hier verweisen möchte.
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