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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 742

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
742 Das Zeitalter Wilhelms I. Lazaretten von Bett zu Bett, um Trostworte zu sprechen und Liebesgaben zu verteilen. Ob in ehrlichem Kampfe verwundete Krieger, ob Rebellen, für die edle Frau war jeder Verwundete nur ein Unglücklicher, ein Hülfsbedürftiger. Während des Feldzuges gegen Dänemark im Jahre 1864 entsandte die Königin die berühmtesten Chirurgen in die Lazarette von Schleswig-Holstein und rüstete unter persönlicher Fürsorge und Leitung viele Sanitätswagen aus, bepackt mit Verbandstoffen und Lazarettbedürfnissen und mit Liebes- und Labegaben aller Art. Alle nach dem Innern des Landes wegen Krankheit und Verwundung zurückgebrachten Krieger empfing sie bei ihrem Eintritt in die Kriegslazarette, fragte jeden nach seinen Wünschen und trachtete nach bester Möglichkeit, denselben Genüge zu thun. Dieses alles wiederholte sich in no'ch erhöhtem Maße und größerem Umfange im Jahre 1866 während des österreichischen Feldzuges. Die Erfahrungen dieser beiden Kriege führten dazu, nach Beendigung des Krieges von 1866 den „Vaterländischen Frauenverein" zu begründen. Der Anfang der Stiftungsurkunde, auf Grund deren sich vaterländische Frauenvereine in ganz Deutschland bildeten, lautet: „Gottes Segen vereint die Kräfte, die sich dem Vaterlande widmen. Dies hat eine ernste Zeit bewiesen. Deshalb auch bleibe vereint unsere bewährte Hülssbereitfchast, die, alle Bekenntnisse und Stände umfassend, im vaterländischen Frauenverein hilft, wo es zu helfen giebt." Auf Grund der Erfahrungen, die man in den vorhergehenden Jahren machte, ist es den Bemühungen der Kaiserin gelungen, auch die in anderen deutschen Ländern bestehenden ähnlichen Vereine zu einem gemeinsamen Bande zu vereinigen, so daß schon am 20. April 1869 die sämtlichen „Vereinevomrotenkreuz" iu Deutschland zu einer Gesamtorganisation sich scharten, mit dem Centralkomitee der deutschen Vereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger an der Spitze. Die hohe Bedeutung dieser That hat später Kaiser Wilhelm selbst hervorgehoben, wenn er bei seinem Scheiden aus Frankreich am 14. März 1871 an die Kaiserin schreibt: „Indem Ich von Meinen tapfern und siegreichen Truppen, welche noch auf fremdem Boden zurückbleiben, Abschied nehme, drängt es Mich, Ew. Majestät auszusprechen, wie tief und freudig Mein Herz die liebreiche Fürsorge und Unterstützung bewegt hat, welche der Armee unter dem Vorgänge und dem Schutze Ew. Majestät aus der Heimat, aus dem ganzen deutschen Vaterlande während des ganzen Feldzuges zu teil geworden ist. Die deutsche Einheit ist durch das Centralkomitee der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger auf dem Gebiete der Humanität vollzogen, als die deutsche Einheit unseres Vaterlandes sich noch im Kreise der Wünsche bewegte." Die Kaiserin begnügte sich niemals bloß damit, Anordnungen zu treffen und Einrichtungen ins Leben zu rufen, sondern sie ging in alle Einzelheiten der helfenden Arbeit ein. Als im Jahre 1870 in Berlin das erste Lazarett für die verwundeten, in der Genefung begriffenen Krieger eingerichtet worden war, besuchte es die Kaiserin Augusta plötzlich zu ganz ungewöhnlicher Zeit, um das Personal in voller Thätigkeit zu finden. Dann befahl sie dasselbe, Ärzte, Geistliche, Diakonissen, Wärter, Beamte in die Kapelle; dort trat sie auf die Stufen vor dem Altar und hielt eine lange Ansprache, in welcher sie den ganzen Ernst der Pflichten des Einzelnen betonte, genau erörterte, wie sie den Pflegedienst gehandhabt wissen wollte und zur größten Treue im großen wie im geringsten mahnte. Viele Jahre hat sie die Versammlungen des von ihr ins
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