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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 284

1899 - Breslau : Hirt
284 Die französische Revolution: Die Nationalversammlung. einander zu gehen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Die freisinnigen Adeligen und Geistlichen gingen zu ihm über, und der König wagte nicht einzuschreiten. Das Volk war begeistert über die Kühnheit und Beharrlichkeit der Abgeordneten des dritten Standes. Aber der Pöbel in Stadt und Land, aufgeregt durch den Vetter des Königs, den Herzog von Orleans, der selber nach der Krone strebte, beging gleich nachher die größten Unordnungen. Auf dem Lande erstürmten die Bauern die Schlösser ihrer Gutsherren, so daß schon damals viele auswanderten, und in Paris brach ein Aufstand aus, bei welchem die verhaßte Bastille (fpr. Bafti’j), ein festes Schloß, das als Staatsgefängnis diente, erstürmt und der Erde gleich gemacht wurde. Der Sturm auf 1789 die Bastille (14. Juli) gilt als Anfang der französischen Revolution. Die Nationalversammlung hob alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und forderte die „allgemeinen Menschenrechte" zurück. Ämterverkauf und Zünfte wurden abgeschafft, die Steuern gleichmäßiger verteilt; alle Staatsbürger sollten zu allen Ämtern zugelassen werden. Alle äußerlichen Zeichen der Standesunterschiede wurden beseitigt; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das war die Losung! Frankreich erhielt eine neue Einteilung; gleiche Münzen, Maße und Gewichte wurden eingeführt; für alle sollte gleiches Recht gelten, die Folter wurde abgeschafft. Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klöster und geistlichen Orden aufgehoben; alles Kirchengut wurde für Staatseigentum erklärt; die Geistlichen sollten ihr Gehalt aus der Staatskasse erhalten und den Bürgereid leisten. Der König war schutzlos in Versailles. Da beschlossen die Freiheitsmänner unter der Anführung des Herzogs von Orleans und seiner Anhänger, den König ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog ein wüster Pöbelhaufe nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte. In dieser hielt es eine Partei mit dem Königtum, eine andere mit der Republik; die gefährlichsten Feinde des Königs waren die Jakobiner. (Sie hatten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem in der Jakobsstraße gelegenen Dominikanerkloster.) Der König war schon völlig machtlos ; als er sich selbst vor Gewaltthätigkeiten nicht mehr sicher fühlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs erkannt und gezwungen, nach Paris zurückzukehren. (1791.) Seitdem schwebte seine Person in beständiger Gefahr; er mußte sich vorläufig aller königlichen Gewalt enthalten. Die Nationalgarde, d. h. die bewaffnete Bürgerschaft, welche an Stelle der Truppen die Ruhe in Paris aufrecht erhalten sollte, konnte den Pöbel kaum länger in Schranken halten. Viele der Besseren schlossen sich aus Furcht dem niederen Volke an, und es wurde Sitte, recht zerrissen und zerlumpt aufzutreten.
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