Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 297

1899 - Breslau : Hirt
Preußens Fall: Jena und Auerstädt. 297 jüngeren Offiziere prahlten allerdings genug von der Unüberwindlichkeit des preußischen Heeres; aber sie hatten noch kein Schlachtfeld gesehen. Die gemeinen Soldaten waren größtenteils alt, meistens Familienväter. Sie hatten zu ihren Führern kein Vertrauen und gehörten zum größten Teile dem Pöbel des In- und Auslandes an; von Vaterlandsliebe und Begeisterung war bei ihnen wenig die Rede. Hierzu tarn, daß Ausrüstung und Bewaffnung im Verhältnis zu der des feindlichen Heeres veraltet und schwerfällig war. Aber die kriegerische Stimmung im Volke wuchs von Tag zu Tag, und so entschloß sich der König endlich mit schwerem Herzen zum Kriege. Österreich und England hielten sich fern; aber Rußland sagte seine Hilfe zu; Sachsen trat gezwungen dem Bündnisse bei. Friedrich Wilhelm verlangte von Napoleon als Zeichen friedlicher Gesinnung, daß er seine Truppen über den Rhein zurückziehe. Während man in Berlin noch auf eine Antwort wartete, war Napoleon schon mit 220000 Mann, die teils noch in Süddeutschland gestanden hatten, teils von dem Rheinbünde gestellt waren, in Sachsen und Thüringen. Das preußische Heer (etwa 130000 Mann) führte der 72 jährige Herzog von Braunschweig (S. 288). er nahm seine Stellung bei Jena und Weimar. Prinz Louis Ferdinand traf mit einer Vorhut von nur 6000 Mann bei Saalfeld auf den weit überlegenen Feind. Er ließ sich in den ungleichen Kampf ein, und da er weder fliehen noch sich ergeben wollte, starb er den Heldentod (10. Oktober). Napoleon rückte rasch vor, umging das preußische Heer und traf es am 14. Oktober in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Das Hauptheer, bei dem sich der König befand, wurde vom Herzog von Braunschweig befehligt und stand bei Auerstädt; das andere, bei Jena, führte Fürst von Hohenlohe. Auf beiden Schlachtfeldern fochten die Preußen und Sachsen mit Tapferkeit; allein es fehlte von vornherein die einheitliche Leitung; die Verwirrung wurde noch größer, als Herzog Ferdinand von einer Kugel getroffen wurde, die ihm beide Augen raubte. Beide Heere wurden geschlagen und zertrümmert. Der Verlust auf dem Schlachtfelde war zwar groß — 12000 Mann tot, 15000 gefangen; aber unerhört und schimpflich war die Haltung der meisten Heerführer und Festungskommandanten nach der Schlacht. Der Fürst von Hohenlohe kapitulierte bei Prenzlau mit 12000 Mann, weil Murat ihm vorlog, er habe 100000 Mann bei sich. Blücher dagegen schlug sich mit 5000 Mann bis Lübeck durch, sammelte noch andere versprengte Reste und leistete hier tapferen Widerstand; endlich mußte auch er kapitulieren, weil er — wie er ausdrücklich unter den Vertrag schrieb — „keine Munition und kein Brot mehr hatte". 14. Okt. 1806
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer