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1. Mittelalter - S. 5

1896 - Stuttgart : Neff
Die Kultur - Anfänge bei den Germanen. Die Urbewohner Deutschlands waren vielleicht Verwandte der heutigen Eskimos und Lappen; sie wohnten in Erdhöhlen, hatten die Kultur der älteren Steinzeit, d. h. Werkzeuge aus Holz und unbearbeitetem Stein, besonders Feuerstein, oder Horn, und lebten von der Jagd; sie wurden von den eindringenden Indogermanen teils ausgerottet oder geknechtet, teils nach dem Norden Europas zurückgedrängt. Die Germanen kamen als ein Teil des nordeuropäischen Zweigs der Indogermanen, der sich von der südrussischen Steppe aus zwischen Karpathen und Ostsee ausbreitete, im zweiten Jahrtausend v. Chr. in das Gebiet zwischen Weichsel und Elbe, wo sich das germanische Volkstum in seiner Eigenart entwickelte. Sie hatten die Kultur der jüngeren Steinzeit, für die die Bearbeitung des Steins durch Schleifen bezeichnend ist, mitgebracht und lebten zunächst als Nomaden von Viehzucht, Jagd und Fischfang, auch gelegentlicher Bebauung einzelner Landstrecken. Durch die Nachbarschaft der Kelten wurden den Germanen, die übrigens fortfuhren,_ sich langsam nach Westen auszubreiten, die Anfänge der Sesshaftigkeit aufgezwungen und die durch ihre Werkzeuge und Zieraten bemerkenswerte Kultur der Bronzezeit mitgeteilt. Der Bernsteinhandel der Mittelmeerländer brachte ihnen die ersten Berührungen mit deren höherer Kultur. Die Kultur der Eisenzeit fand nicht in ihrer älteren, der Bronzezeit verwandten Form (der „Hallstattperiode“), wohl aber vom Iii. Jahrhundert v. Chr. an in ihrer jüngeren, von der Bronzezeit unabhängigen Form (der „Latene-periode) Eingang bei den Germanen, die vielleicht schon früh auch einheimisches Eisen schmiedeten. Aber daneben erhielt sich der Gebrauch der Erzeugnisse der Bronze- und auch der Steinzeit, bis, seit dem I. Jahrhundert n. Chr., unter römischem Einfluss das Eisen die Stein- und Bronze-Werkzeuge verdrängte. Wirtschaftliche und häusliche Zustände. Der Ackerbau, dessen erste Anfänge noch in die „slavogermanische“ Vorzeit zurückgingen, hatte sich bei den Germanen zur sogenannten wilden Feldgraswirtschaft („Waldwechsel-wirtschaft“) entwickelt, bei der Feldbestellung und Grasnutzung, mit Ueber-wiegen der letzteren und also der Viehzucht, wechseln. Privateigentum war ursprünglich nur die Fahrhabe; der Grund und Boden war, weil gemeinsam durch Eroberung gewonnen, Gemeineigentum. Nur ein kleiner Teil der gemeinsamen Feldmark des Gaus wurde zum Anbau benützt, der weitaus grösste Teil war Wald, Weide oder Sumpf. Wie in der Feldgras-wirtschaft mit dem Anbau der einzelnen Flächen gewechselt wurde, so fand auch ein Wechsel in der Nutzniessung der bebauten Flächen zwischen einzelnen Gruppen der Völkerschaft statt, die anfangs im Zusammenhang damit jedesmal umzogen. In der Zeit zwischen Cäsar und Tacitus wurde dieser doppelte Wechsel derart eingeschränkt, dass jährlich nur noch zwischen Pflugland und „Dreeschland“, das ungepfliigt brach lag, (und nur in grösseren Zeitabständen zwischen Ackerfeld und Wildnis) gewechselt wurde, und dass jetzt kleinere Gruppen (wahrscheinlich die Dorfgenossenschaften) eine feste Ackermarkung hatten; innerhalb dieser wurden die einzelnen (aus räumlich getrennten Teilen bestehenden) Hufen zwischen den freien Haushaltungen noch lange gewechselt, aber wohl in immer längeren Zwischenräumen. Die Dörfer bestanden aus einer Gruppe benachbarter Hofstätten, je mit einem Stück Garten- oder Krautlands. In dem früher von den Kelten besetzten Gebiet zwischen Weser und Rhein siedelten sich die Germanen nach deren Vorgang, ausserdem noch in einzelnen gebirgigen Gegenden, im „H ö f e s y s t e in“ an. Hier bildete sich das Privateigentum an Grund und Boden natürlich rascher aus, das im allgemeinen sich zuerst an der Hofstätte, am Ackerland erst später entwickelte; Gemeinbesitz der Markgenossenschaft („Mimende“) blieb Wald, „Wunne“ (= Weide) und Avasser. Die ursprüngliche Markgenossenschaft umfasste den Gau oder die Hundertschaft; später
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