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1. Mittelalter - S. 13

1896 - Stuttgart : Neff
— 13 — das wenigstens dem Namen nach alle (auch nichtgermanische) Stämme zwischen den Karpathen und dem Don umfasste. Neben den Kämpfen zwischen Römern und Germanen gingen gegenseitige friedlicheeinwirkungen her. Die römischen Festungen in den Grenzländern waren ebensoviele städtische Mittelpunkte römischer Kultur, an deren Stelle später die ältesten deutschen Städte entstanden; die wichtigsten dieser Festungen waren Carnuntum (unterhalb Wiens an der Donau), Juvävum (Salzburg), Regina Castra (Regensburg), Augusta Vindelicorum (Augsburg), Augusta Rauracorum (Augst bei Basel), Argentoratum (Strassburg), Mogontiäcum (Mainz), Confluentes (Koblenz), Augusta Treverorum (Trier), Colonia Agrippinensis (Köln), Castra Vetera (Xanten), Noviomägus Batavorum (Nimwegen). Die Römer brachten den Weinbau, auch südliche Gemüse- und Obstarten in die wärmeren Gegenden Deutschlands, und in den Grenzländern lernten die Germanen von den Römern eine zweckmässigere Art des Ackerbaus. Die Kriegsdienste, welche viele Germanen seit Cäsar in römischen Heeren nahmen, der Handel, den römische Kaufleute in Deutschland trieben, und der Grenzverkehr mit den römischen Ansiedlern vermittelten den Germanen die Bekanntschaft mit römischer Art und römischen Einrichtungen, so mit römischer Bewaffnung, mit dein Stein-und Ziegelbau, mit Massen und Gewichten, freilich ohne dass die Masse der Bevölkerung diese Dinge angenommen hätte; auch der Gebrauch der wahrscheinlich durch Umbildung des römischen Alphabets entstandenen Runenschrift war ein beschränkter. Im römischen Reich lernten die Germanen zuerst eine durchgeführte staatliche Organisation, und zwar gleich die umfassendste und bedeutendste, die es gegeben hat, kennen, und die Idee des Staats war infolgedessen für das Bewusstsein der Germanen so mit dem Römerreich verknüpft, dass sie nicht sowohl andre Staaten an dessen Stelle setzen, als vielmehr selbst Glieder oder Fortsetzer dieses Reiches sein wollten. Andererseits bewirkte die massenhafte Ansiedlung von Germanen in den römischen Grenzgebieten und die Verwendung immer zahlreicherer germanischer Hilfsvölker im römischen Heer, dass nicht nur die römische Gesellschaft in Erscheinung und Gebaren viel Germanisches annahm, sondern auch die verschiedenen Stellen des Kriegs-, später auch des Verwaltungsdienstes im Reich bis zu den höchsten Stellen mehr und mehr in die Hände von Germanen kamen, bis schliesslich die lebendigen Kräfte, die das Staatswesen noch aufrecht erhielten, im römischen Reich, besonders in dessen westlicher Hälfte, überwiegend aus Germanen bestanden.
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