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1. Mittelalter - S. 236

1896 - Stuttgart : Neff
— 236 immer mehr als Fremdherrschaft empfunden. Aber das seit Herbst 1428 von den Engländern belagerte Orleans, der Brückenkopf der Gebiete südlich der Loire, war schwer bedrängt, und der „Dauphin“ dachte daran, nach Schottland zu gehen. Da kam die Kettung und der Anstoss zur Befreiung des gesamten französischen Gebietes von Jeanne d ’ A r c, einem schlichten und frommen Bauernmädchen aus Domremy an der Maas, an den Grenzen der Champagne, der Herzogtümer Bar und Lothringen, in altköniglichem, damals von Söldnern besonders schwer und oft heimgesuchtem, Gebiet gelegen. Immer häufiger sich wiederholende Visionen des Erzengels Michael bewirkten in ihr die unerschütterliche Ueberzeugung, dass sie bestimmt sei, Frankreich zu befreien und den Dauphin zur Krönung nach Reims zu führen. Iu Chinon beim Dauphin bewaffnet erschienen, wurde sie an die Spitze eines kleinen Heeres gestellt; sie entsetzte Orleans und führte den zaghaften Dauphin in wiederholten Kämpfen gegen die Engländer zur Krönung nach Reims (1429). Die Schlaffheit des Königs und der Einfluss höherer Offiziere verhinderte sie an weiteren grösseren Unternehmungen. Beim Versuch, Compiegne zu entsetzen, geriet sie in burgundische und dann in englische Gefangenschaft. In Rouen wurde sie nach mehrmonatlichem Prozess von einem überwiegend aus Franzosen bestehenden geistlichen Gericht unter Mitwirkung der Pariser Universtät der Hexerei für schuldig erklärt und, als sie nach einer ihr durch die Folter abgepressten Abschwörung im Gefängnis wieder Mannskleider angelegt hatte, dem weltlichen Arm zum Feuertod übergeben (30. Mai 1481). Der König Karl und seine Ratgeber hatten nichts für sie gethan. Aber seit dem Auftreten der Jungfrau machten die französischen Waffen stetige Fortschritte; der Niedergang der englischen Sache wurde entschieden, als Philipp von Burgund, der seit 1422 mit Karl über einen Ausgleich unterhandelte, 1435 gegen ansehnliche territoriale Abtretungen sich mit Karl einigte. Karl zog 1436 in Paris, das die Engländer räumten, ein. Nach dem Fall von Bordeaux (1458) besass England nur noch Calais auf französischem Boden. Frankreich 1453—1493. Karl Vii. begann noch damit, die grosse Territorien besitzenden fürstlichen, zum Teil dem Hause Valois angehörigen Häuser, ausser Burgund Orleans, Anjou, Alengon, Bourbon („la seconde feodalite“) einzudämmen, er züchtigte die Alengons und Armagnacs. Sein Sohn und Nachfolger Louis Xi. (1461—1483), ein Mann von grosser Schlauheit und Hinterlist und von cynischer Grausamkeit, hatte als Dauphin, mit seinem Vater schwer zerfallen, sich zu Philipp von Burgund geflüchtet, verfolgte aber bald nach seiner Krönung der zweiten Feudalität gegenüber dasselbe Ziel, wie sein Vater. Eine, dem Namen nach von des Königs Bruder, in der That von Franz Ii., Herzog der Bretagne, und dem Grafen Karl dem Kühnen von Charolais, Sohn Philipps von Burgund, geführte Vereinigung beinahe aller grossen Vasallen, die sich „Liga des öffentlichen Wohls“ nannte, weil sie sich als Vertreterin des schwerbelasteten Volkes ausgab, nötigte Ludwig Zusagen ab, deren Durchführung das Königtum auf den Stand der ersten Kape-tinger zurückgeführt hätte (1465); eine schwere persönliche Demütigung befreite ihn aus der Gefangenschaft Karls des Kühnen (1467). Noch ehe dieser durch die Schweizer seinen Untergang gefunden hatte (s. S. 228), traf Ludwig einen Teil der hohen Vasallen schwer (ein Graf von St. Pol und ein Armagnac wurden enthauptet, andere ohnmächtig gemacht), er vereinigte Anjou und die Provence 1482 mit der Krone. Unter Karl Viii. (1483—1498) erhob sich, zunächst gegen dessen ältere Schwester Anna von Beaujeu, die einige Jahre thatsächlich die Regierung führte, geleitet von deren Nebenbuhler Louis von Orleans, noch einmal die ziveite Feudalität, unterlag aber in dem „tollen Kriegenachdem dann bald darauf die Bretagne, allerdings unter Zusicherung der provinzialen Eigentümlichkeiten, durch die
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