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1. Mittelalter - S. 247

1896 - Stuttgart : Neff
— 247 — wandt hatten, hatte seit Beginn des Xiv. Jahrhunderts infolge der aufkommenden Taktik einer geschlossenen, mit Piken bewaffneten Infanterie (Schweizer, Husiten) seinen ursprünglichenberuf und damit die moralische Grundlage seiner Macht nach und nach verloren. Die allem nach in Deutschland gemachte Erfindung des Schiesspulvers oder, richtiger gesagt, der Feuerwaffentechnik wirkte in dieser Richtung erst später und verhältnismässig schwächer. Eine Artillerie schufen sich zuerst die Städte, besonders Nürnberg, dieses schon 1350, und im Xiv. und Xv. Jahrhundert besassen die Deutschen allein eine artilleristische Litteratur (Pulverfabriken sind aus der Zeit um 1450 bekannt in Aachen, Augsburg, Spandau). Die wirtschaftlichen Grundlagen des Rittertums wurden gemindert auch durch vielfache Erbteilungen, das Emporkommen der Städte und den Zerfall der Grossgrundherrschaften. Eingeengt wurde es durch das Emporstreben des weltlichen und geistlichen Territorialfürstentums. Freilich wahrten sich in Schwaben, Franken und am Rhein viele Rittergeschlechter (Nachkommen von Reichs- oder staufischen Ministerialen) Reichsunmittelbarkeit. Nur ein kleiner Teil der Ritter fand ein Unterkommen in den Domkapiteln und den oberen Regierungsbehörden der Fürsten. Der Mangel eines befriedigenden Einkommens und giftiger Neid und Hass auf das wohlhabende und wohllebende Bürgertum der Städte, dem an meist grobmateriellem Luxus es gleichzuthun sie bestrebt waren, führten dazu, dass die meisten Ritter immer mehr Raubritter wurden, die Warenzüge und Reisen der Städter in gutorganisiertem Spionierdienst ausforschten, die Wanderer beraubten, nicht selten verstümmelten und nur gegen schweres Lösegeld freigaben, aber ebenso auch die Bauern beraubten und misshandelten. Vielfach wurde das Raubrittertum1) von den beamteten Standesgenossen be- x) In einer Edelmannslehre des Xv. Jahrhunderts heisst es: Wiltu dich erneren Derwüsch in bi dem kragen, du junger edelmann, erfreuw das herze din, Ein westfälischer Spruch aus dem Ende des Xv. Jahrhunderts besagt: Ruten, roven, dat eu is ghein schände dat doint die besten von dem lande. Die Stimmung gegen die Städter „Baurn“ spricht sich aus in: folg du miner lere! sitz uf, drab zum ban! Halt dich zuo dem grünen wald, wan der bur ins holz fert, so renn ihn freislich an! nim im, was er habe, span uss die pferdelin sin! Bis frisch und darzuo unverzagt; wann er numinen pfenning hat, so riss im dgurgel ab! die paurn, die wellen uns fressen, den adel wolbekannt; das well gott nicht verhengen, wir wellens fürbass sprengen, recht wie die sew besengen.
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