1910 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Beyer, Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Burchard hatte die Herrschaft des Sachsen anerkannt. Hiermit glaubte Heinrich fürs erste genug getan zu haben, wenigstens ist uns darüber nichts bekannt, daß der König noch in diesem Jahre gegen Arnulf von Bayern gezogen wäre. Lothringen jedoch trat schon jetzt wieder zum ostfränkischen Reiche in Beziehung. Das Land stand unter westfränkischer Hoheit, aber die ganze Gewalt hatte Reginar an sich gerissen. Sein Sohn Giselbrecht, der bei des Vaters Tode dessen M herzogliche Stellung überkam, war V' soeben erwachsen und wollte sich nun des unfähigen Königs Karl entledigen. Seine Macht war so bedeutend, daß er selbst nach der/'^ Krone trachtete. Doch sein Plan mißglückte völlig, und Giselbrecht floh zum König Heinrich, der bald darauf mit Karl eine Versöhnung zustande brachte, wodurch Giselbrecht in seine herzogliche Stellung wieder eingesetzt ward. So erzählt Richer, ein französischer Historiograph, dessen Treue oft anfechtbar ist. Wenn man die Ausschmückung abzieht, so bleibt doch sicher, daß Giselbrecht im Anfange der Regierung Heinrichs mit diesem in Verhandlungen trat, ungewiß freilich, in welcher Absicht. — Im nächsten Jahre dagegen hat Heinrich aktiv in lothringische Verhältnisse eingegriffen. Es starb nämlich jetzt ein hervorragender Bischof des Herzogtums, Stephan von Lüttich. König Karl ernannte Hilduin zum Nachfolger. Doch auch dieser trat, nachdem alle Großen Lothringens dem Giselbrecht zugefallen, auf dessen Seite. Deshalb wird seine Ernennung widerrufen und der Abt Richarius von Prüm zum Bischof erwählt. Jedoch Giselbrecht setzte es durch, daß Hilduin von dem Erzbischöfe von Köln die Bischofsweihe erhielt. Und an diesem Widerstand gegen Karl hat Heinrich entschiedenen Anteil genommen. Karl klagt nämlich in einem Briefe, Hilduin sei zu Heinrich gegangen, habe von ihm das Bistum erbeten und ihn und seine Großen mit reichen Schätzen bestochen, welche er zum Teil aus dem Kirchenschatze in Lüttich gestohlen. So habe er die Weihe durch Hermann von Köln erhalten. Karl erschien jetzt in Lothringen, und vielleicht wurde damals Giselbrecht von seinen Großen verlassen. Doch Lothringen genügte dem Westfranken nicht, er wollte sich auch das Elsaß unterwerfen und überschritt die Grenzen, die ihm der Vertrag von Verdun gezogen; mit einem Heere erschien er bei Worms, also in Franken. Jetzt lagen die Verhältnisse gerade so wie im Anfang von Konrads Regierung: Kaum war Rudolf von Burgund aus dem Süden des Reiches vertrieben, so siel im Westen der westfränkische König ein.
Indes König Heinrichs Anwesenheit war diesmal gar nicht vonnöten. Seine Getreuen sammelten sich in Worms, heißt es, und Karl suchte sein Heil in schimpflicher Flucht. Heinricht hielt dann noch im November 920 eine Versammlung seiner Großen zu Seelheim in Hessen ab. Vielleicht wurde hier über die Maßregeln gegen Karl beraten. Doch wir wissen nicht, ob die Versammlung vor oder