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1. Der Unterricht in der Geschichte - S. 171

1893 - Delitzsch : R. Pabst
Königin Luise. 1' ihres geliebten Gemahls. Als aber das Unglück mit Macht hereinbrach, floh sie mit den Kindern über Schwedt a. O. nach Danzig. In jenen Tagen der Schmach sprach Luise ihren Schmerz gegen die beiden ältesten Prinzen aus: „Meine Kinder, ihr seht mich in Thränen. Ach, ich beweine den Untergang meines Vaterlandes. Ein Gebäude ist an einem Tage zerstört worden, an dessen Erhöhung große Männer zwei Jahrhunderte lang gearbeitet haben. Ruft künftig, wenn ich nicht mehr unter euch lebe, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück. Weint meinem Andenken Thränen, wie ich sie in diesem schrecklichen Augenblicke dem Sturze meines Vaterlandes weine. Aber begnügt euch nicht mit Thräuen allein. Werdet Männer, entwickelt eure Kräfte uttb handelt! Befreiet euer Volk von der Schmach und Schande, worin es jetzt schmachtet. Suchet den jetzt verdunkelten Ruhm eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern. Könnt ihr aber mit aller Anstrengung beit niedergebeugten Staat nicht aufrichten. wohlan, so sucht den -lob, wie ihn Prinz Lonis Ferdinand gesucht hat." Wer zählt wohl ihre Thränen, als eine Schreckensnachricht die andere jagte! In Tilsit traf sie mit Napoleon, der sie haßte, zusammen. Als er seine ganze Nichtachtung in den Worten ausdrückte: „Wie konnten Sie es wagen, mit mir Krieg anzufangen?" antwortete die Königin hocherhobenen Hauptes: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt. uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Über Napoleon schrieb sie ihrem Vater: „Napoleon ist ohne alle Mäßigung, und wer nicht Maß halten kann, der fällt." Weiter schrieb sie: „Wir sind kein Spiel des blinden Zufalls. Ich glaube fest an Gott und eine sittliche Weltordnung, daß auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird. Sorgen mir nur, daß wir besser werden!" Im Jahre 1810 sah sie einen ihrer langjährigen Wünsche erfüllt, ihren Vater und ihre Großmutter (die Mutter war längst tot) in Neustrelitz besuchen zu können. Hier fand sie Jugendfreundinnen wieder. Eine derselben wies mit Wohlgefallen auf die Perlen, ihren einzigen Schmuck. Da sagte die Königin: „Ich liebe sie auch sehr und habe sie zurückbehalten, als ich meine Brillanten hingab. Sie passen besser für mich, denn Perlen bedeuten Thränen, und deren habe ich so viele vergossen." Die fürchterlichen Schicksalsschläge hatten die Kräfte ihres zarten Körpers aufgerieben. Ant Hose ihres Vaters erkrankte sie so fchwer, daß der König durch Eilboten geholt werden mußte. Er traf mit den beiden ältesten Söhnen ein, es war die letzte Freude für die sterbende. Der König war zermalmt vor Schmerz. Man wollte ihn trösten. „Ach", rief er schluchzend ans, „wenn sie nicht mein wäre, würde sie leben, da sie aber meine Frau ist, stirbt sie gewiß." Am 19. Juli 1810 machte ein heftiger Brustkrampf dem Leben der schwergeprüften Königin Luise ein Ende. Der König saß am Bett und hatte ihre rechte Hand ergriffen. Kurz vor neun Uhr bog sie das
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