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1. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 12

1884 - Köln
— 12 — gehabt, dieses Volk ganz zu vernichten, wenn sie einig gewesen wären. Das waren sie aber leider nicht. Sie bildeten unter sich abgeschlossene Stämme, die sich häufig genug unter einander bekämpften; ein Ganzes, das unter einem Herrscher gestanden hätte, waren sie nicht. An den Ufern der Elbe wohnten die Sachsen, neben ihnen die Angeln, westlicher an der Nordsee die Friesen, an der Lippe auswärts bis zu den Quellen der Ems die Brukterer und Marsen, am Niederrhein die Franken, in den Harzgegenden die Cherusker, westlich davon die Chatten, am Oberrhein die Alemannen, zwischen Main und Saale die Thüringer, an der Ostsee die G ot eu, von den Alemannen bis zur Oder die Sueveu, an der Rhone die Burgund er und Vandalen. Die Goten wanderten 200 I. n. Chr. in die Gegenden am Schwarzen Meere, wo sie sich in Ost- und Westgoten schieden. Einen bedeutenden Einfluß auf die Einigung der deutschen Stämme übten ein tapferer Mann mit Namen Julius Civilis und die Juugfrau Velleda aus dem Stamme der Brukterer. Civilis war aus dem Stamme der Bataver, welche zwischen den Mündungen des Rheins wohnten. Er wollte den eifrigen Versuchen der Römer, die durch Hermann erlittene Schmach zu rächen, ein Ende machen. Zu dem Zwecke suchte er bei den andern Stämmen Bundesgenossen für die Bataver. Vor einer Schlacht i. I. 70 fragte er aber erst die Jungfrau Velleda um Rat. Sie wohnte an der Lippe in einem hohen Turme mitten im Walde und stand bei den Deutschen als weissagende Seherin in hohem Ansehen. Alle legten ans ihre Aussage das größte Gewicht. Velleda gab nun dem Civilis folgende Antwort: „Die Götter der Deutschen billigen den Kampf, und die Römer werden in castra vetera (Xanten am Rhein) untergehen.“ Dieses Wort begeisterte die Deutschen so, daß sich mehrere Stämme um Civilis scharten, welche die Römer bei Xanten vollständig besiegten. Eine große Zahl der Feinde bat ums Leben und freien Abzug, und der großmütige Civilis gewährte ihnen dies auch. Die Deutschen hatten bei diesem Siege eine große Beute gemacht; davon erhielt die Seherin Velleda zum Dank den besten Teil. Die Römer merkten, daß die deutschen Stämme von nun an besser zusammen hielten, und
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