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1. Neue Zeit - S. 30

1897 - Stuttgart : Neff
30 wähl) lind wohl auch in Unterschätzung der von Luther her- vorgerufenen Bewegung zögerte die Kurie mit dem Erlass der Bannbulle. Der päpstliche Kammerherr Karl v. Miltitz, ein sächsischer Edelmann, sollte dem Kurfürsten die goldene Rose überbringen und von ihm die Auslieferung Luthers erwirken. Die öffentliche Stimmung, die er auf der Reise kennen lernte, bewog ihn, seinen Auftrag zunächst nicht auszuführen. Anfangs Jan. 1519 kam er mit Luther in Altenburg zusammen. Es wurde verabredet, dass beide Parteien schweigen, und dass Miltitz den Papst bestimme, einen deutschen Bischof zu beauf- tragen, Luther Irrtümer nachzuweisen, die dann Luther wider- rufen werde. Diese Abmachung wurde unwirksam durch •das Vorgehen Joh. Ecks, der, allerdings ohne sie zu kennen, in seinen Streit mit Luthers Kollegen Karlstadt durch einige seiner Thesen Luther hineinzog. Ursprung (ob divino jure), Alter und Inhalt des päpstlichen Primats wurde Gegen- stand des Streites beider. In die grosse Leipziger Dis- putation, ursprünglich zwischen Karlstadt und Eck (27. Juni bis 15. Juli 1519), griff am 4. Juli auch Luther ein. Der streitgewandte Eck wies Luther darauf hin, dass die Ansicht, die Unterordnung unter den Papst sei nicht zur Selig- keit erforderlich, von Hus aufgestellt und vom Konstanzer Konzil als ketzerisch verdammt worden war. Luther erklärte hierauf manche husitische Artikel für ganz christlich und evangelisch, sowie die Konzilien für fehlbar. Schon vor der Leipziger Disputation schrieb Luther, von Melanchtlion (seit Sommer 1518 an der Universität Wittenberg) veranlasst, an Reuchlin und an den ihm sonst wenig sym- pathischen Erasmus. Nach der Leipziger Disputation sprachen die Humanisten kr eise mancher Städte, besonders Erfurts, sich für Luther aus und Hutten, zugleich Vertreter des Humanismus und der Ritterschaft, erstrebte etwas später durch Briefe an Melanchthon eine Verbindung mit Luther und bot ihm eine Zufluchtsstätte bei Sickingen an. Die huma- nistisch-nationale und die religiöse Bewegung gingen so eine Zeitlang miteinander. Luther, bis jetzt nur weltflüchtiger Mönch, Seelsorger und theologischer Schriftsteller und überhaupt nie Politiker, wurde nicht durch die grössere Sicherheit, die dieser Rückhalt seiner Person bot, — denn die Sorge für seine Sicherheit war ihm die geringste — ermutigt und angespornt, aber er begann seine Sache als eine Sache der Nation zu fühlen, die national-politische Seite der kirchlich-religiösen Fragen mehr zu beachten und sich an die Laien, ans Volk zu wenden. Schon in seiner Schrift
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