1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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mühungen beider Mächte, den Papst und England
zu Bundesgenossen zu gewinnen. Leo X. machte beiden
Teilen Anerbietungen, war aber lange bestrebt, eine möglichst
grosse Koalition (auch Venedigs und der Eidgenossenschaft)
gegen Karl zu stände zu bringen und Franz zum offensiven
Vorstoss zu bestimmen. Wolsey hoffte durch Abmachungen
mit beiden Teilen England und seine Person, für die er sich
von denselben und vom Papst Belohnungen und Würden (u. a.
die des Legaten für England) verschaffte, die ausschlaggebende
Stellung zu erlangen (Besuch Karls in England auf der Rück-
reise von Spanien, dreiwöchentliche Zusammenkunft Heinrichs
und Franz’ auf dem Feld des „goldenen Tuches“, dann wieder
Zusammenkunft Heinrichs und Karls in Gravelingen).
Wormser Reichstag 1521. Seinen ersten Reichstag hielt
Karl, der erst etwa Pa Jahre nach seiner Wahl den deutschen
Boden betrat, in Worms (Ende Januar bis Mai 1521). Er mus ste
den Reichsständen, allerdings nur für die Zeit seiner Ab-
wesenheit, die Schaffung eines Reichsregiments zuge-
stehen, dessen Befugnisse sich auch über die habsburgischen Erb-
lande erstreckten und für das er nur den Statthalter und vier von
22 ständigen Mitgliedern ernennen durfte, sowie die Verlegung
des Reichskammergerichts an den Sitz des Reichsregiments (neben
dem Kammerrichter ernannte der Kaiser vier von 18 „Beisitzern“).
Dann wurden ihm, spätestens bis August 1522, 24000 Mann (in
Geld umgewandelt: „Wormser Anschlag oder Matrikel11) auf halb-
jährige Dauer zur Erlangung der Kaiserkrone und „Rekuperation“
der dem Reich entfremdeten italienischen Gebiete bewilligt.
Luther und seinen Anschauungen war Karl entschie-
den abgeneigt und zeigte in dieser Frage schon selbständigen
Willen, aber die Rücksicht auf die öffentliche Meinung und auf
Sickingens Macht, sowie die zweideutige und schwankende Politik
Leos und die spanischen Verhältnisse hatten eine wechselnde Hab
tung der kaiserlichen Regierung bewirkt. Dem Verlangen Aleanders,
desjenigen von zwei Legaten, der die Luthersche Sache zu be-
treiben hatte, die Entscheidung der Kurie ohne weiteres anzuer-
kennen, versagten sich die Fürsten, deren Mehrheit es wider-
strebte, die Reichsgewalt zum vollziehenden Werkzeug der Kurie
zu machen. Luther wurde 15. März in ehrender Form vor-
geladen, (zunächst) nicht zu einer Disputation, sondern < um
gefragt zu werden, ob er bei den wider den überlieferten und
bestehenden heiligen christlichen Glauben verstossenden Schriften
und Artikeln beharre. Bei seinem ersten Verhör vor Kaiser
und Reich 17. April erbat sich Luther, schüchtern und befangen,
Bedenkzeit, am 18. April verweigerte er entschieden den