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1. Neue Zeit - S. 40

1897 - Stuttgart : Neff
40 vom Vater früh zu einem gelehrten Berufe bestimmt, ohne materielle Not und ohne schwere innere Kämpfe eine humanistische Bildung auf Schulen in Basel und Bern und seit 1500 auf den Universitäten in Wien und Basel (1502—1506). In Basel machte er sich mit der scholastischen Philosophie vertraut und begann das Studium der Theo- 1 ogie. 1506—10 durch Wahl der Gemeinde Pfarrer in Glarus, studierte er eifrig die Vulgata, aber mindestens ebenso eifrig die Klassiker, und begann eine grosse Bibliothek hauptsächlich humanistischer Richtung zu sammeln. Er wirkte auch als humanistischer Lehrer und galt bald als der Führer des Humanismus in der Schweiz. Er bekämpfte aus sittlichen und patriotischen Gründen das „Reislaufen“ und das Unwesen der Pensionen, billigte aber noch den Kriegsdienst für den Papst, „den seligen Statthalter Christi“, und machte als Feldprediger die Schlachten bei Novara 1518 und bei Marignano 1515 mit. Er bezog bis 1520 eine päpstliche Pension. Seit etwa 1515 begann er an der von der Kirche gelehrten und geübten Heilsvermittelung zu zweifeln, griif aber noch lange die kirchlichen Institutionen nicht an. Seit 1513 war er ernstlich be- müht, das Griechische gründlich zu erlernen, um die Lehre Christi aus der Urquelle zu schöpfen und die Kirchenväter zu studieren. Da durch die von ihm bekämpfte französische Partei seine Stellung in Glarus schwierig wurde, ging er als „L e u t e p r i e s t e r“ nach Einsiedel, Okt. 1516, welches Wallfahrtskloster damals ein Sammelpunkt humanistischer Aufklärung war. Durch seine Studien immer mehr ein Gegner der kirchlichen Heilslehre, betonte er in seinen Predigten den geringen Wert der guten Werke. Er setzte seine klassischen Studien, aber auch die eindringende Lektüre der Kirchenväter fort, stand in regem Verkehr mit den Baseler Humanisten, insbesondere mit Erasmus, und begann das Studium des Hebräischen. Ende 1518 wurde er von den Chorherren des Grossmünsters in Zürich, wo der Rat schon einen beträchtlichen Teil der kirchlichen Gewalt in Händen hatte, zum Leutepriester gewählt. Von Neujahr 1519 an predigte er über biblische Bücher, wobei er Laster und Aberglauben, auch allgemeine politisch-soziale Missstände rücksichtslos bekämpfte. Bei seinem Auftreten gegen den Ablassprediger Bernhard Samson wurde er vom Rat der Stadt Zürich (auch vom Konstanzer Bischof) und der Tagsatzung, die jenem alles öffent- liche Auftreten untersagten, unterstützt (Frühjahr 1519). Der römische Stuhl, der die Eidgenossen für seinen Schutz und seine Kriege benötigte, tadelte Samson in einem öffentlichen Schreiben. Auch in Zürich war Zwingli als Lehrer thätig und setzte sein Studium der alten Litteratur fort. Seine mann- hafte Pflichterfüllung während einer Pest steigerte seinen Einfluss, und eigene Erkrankung brachte ihm religiöse Vertiefung. Der römischen Kirche schon längst innerlich entfremdet, wurde er durch das Studium der Luther’sehen Schriften insbesondere in betreff der Lehre vom alleinseligmachenden Glauben gefördert, ging aber in der Verwerfung der römischen Lehre schon weiter (z. B. Fegfeuer, Fürbitte der Heiligen). Die Kirche blieb für ihn auch eine soziale Institution, und nach seiner Auffassung des Christentums setzte er seiner Reformation stets das Ziel, die allgemeinen Lebens- ordnungen umzugestalten. Auch hielt er das humanistische Lebens ideal immer fest. Er setzte es Juni 1521 durch, dass Zürich dem französischen Bündnis fern blieb, das alle andern Orte eingingen; als ein Zuzug, den der Rat bald darauf wider Zürichs Ansicht dem Papst bewilligte, trotz gegenseitiger Zusage gegen Frankreich (Mailand) verwendet und der grösste Teil des Soldes nicht bezahlt wurde, verbot Anfang 1522 der Rat jedes Reislaufen und alle Werbungen. Dagegen nahm die Tagsatzung einen im Frühjahr gefassten entsprechenden Beschluss bald wieder zurück, und die Schwizer schlossen wieder ein Bündnis mit Frankreich. Durch diesen politischen
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