1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zwei Jahre vier Festungen als Sicherheitsplätze, vollkommene
Gewissensfreiheit und für den Adel, sowie für manche Städte
eine begrenzte Kultfreiheit bewilligte.
Bartholomäusnacht. Am Hofe und in der Regierung ge-
wannen dann die „Politiker“ die Oberhand, und Coligny, nach
Condes Fall neben dem jungen Heinrich von Navarra, dem „Ge-
neralissimus“ der Hugenotten, thatsächlich deren Leiter, zuneh-
menden Einfluss. Er gewann, von den Politikern hierin
unterstützt, den König für den Gedanken, eine antispanische
Kriegspolitik einzuschlagen, die Frankreich mindestens
Flandern und Artois und ein Protektorat über die übrigen Nieder-
lande ein tragen sollte. Während Frankreich einen Einmarsch
in die Niederlande vorbereitete, wurde mit England, den pro-
testantischen Fürsten Deutschlands und auch mit der Türkei
verhandelt. Aber Elisabeth zeigte keine Lust, zur Festsetzung
Frankreichs in den Niederlanden mitzuwirken, die meisten der
deutschen Fürsten keine grosse Eile, auch nur ein Defensiv-
bündnis abzuschliessen, und die Türkei, die 1570 den Venetianern
Oy per n entrissen hatte, war nach der schweren Niederlage, die
ihr die Flotte einer heiligen Liga unter Führung des jugend-
lichen Juan d'austria, illegitimen Sohnes Karls V., 7. Oktober 1571
hei Lepanto beigebracht hatte, ausser stände, Frankreich zur
See zu unterstützen (1573 schloss Venedig mit dem Sultan
Selim Ii. Frieden, indem es auf Cypern verzichtete und einen
etwas erhöhten Tribut zusagte). Nachdem ein kleines französisch-
protestantisches Freikorps in den Niederlanden geschlagen worden
war, gab der König den Gedanken eines grossen Angriffs auf
die Niederlande zunächst auf, Coligny blieb aber in seinem Ver-
trauen. Die anfangs wider dessen Willen verabredete Heirat
zwischen Heinrich von Navarra und Margarete, der Schwester
Karls, wurde trotz Abratens des Papstes urnl mangelnden Dis-
penses 18. August vorläufig vollzogen. Aber Katharina fürchtete
von Coligny ganz zurückgedrängt zu werden und dang, im Ein-
verständnis mit ihrem Sohne Heinrich und den mit Spanien in
geheimem Verkehr stehenden Guise, einen Meuchelmörder. Als
dessen Schuss 22. August keine tödliche Wirkung hatte, kam sie
der Rache der Hugenotten zuvor, indem sie dem von Furcht vor
einem neuen Bürgerkrieg und für seine eigene Person erfüllten
König den Befehl entlockte, alle Hugenotten zu töten.
Die Guise und die schon längst von Hass gegen die Hugenotten
erfüllten Handwerker und Kaufleute der Stadt waren zu dieser
Blutarbeit bereit. In der Nacht des 24. August begann die Ab-
schlachtung der Hugenotten, vor allem des zahlreich in Paris
anwesenden Adels, worunter Colignys („noces vermeilles“,