1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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verteidigten Szigeth, 71 Jahre alt, starb (1566). Nach dem Pall Szigeths
zog das türkische Heer sich zurück, und es wurde ein Friede auf acht
Jahre auf Grundlage des status quo geschlossen. (Ueber die türkische
Eroberung Cyperns und die Niederlage bei Lepanto s. S. 110.) Grössere und
kleinere Grenzüberfälle, meist von seiten der Türken bzw. Siebenbürgens,
wiederholten sich während des äusserlichen Friedenszustandes. Die Gefahr
eines grossen Türkenkrieges, die infolge der Wahl Maximilians durch einen
Teil der Polen (1575) eintrat, verschwand mit dessen baldigem Tode. Schon
unter Ferdinand begann die systematische Ansiedelung von Serben („Uskoken“),
die steuerfrei blieben, eine Grenzwacht bildeten und gegen Sohl zu Kriegs-
diensten verpflichtet waren, im südlichen Grenzgebiet des habsburgischen
Ungarn. Die Türkei griff, obwohl 1590 der Friede auf längere Frist
erneuert worden war, 1598 wieder an. Als 1595 durch Abfall Sigmund
Bathorys, der Moldau und der Rumänen die Türken von schweren Verlusten
betroffen worden waren, zog Mohammed Iii. 1596 selbst aus, nahm Erlau und
behauptete es in dreitägiger Schlacht bei Keresztes (an der Theiss). Nach
einigen Jahren überwiegender Erfolge gestaltete sich der Krieg immer un-
günstiger für die Kaiserlichen (1600 Verlust Kanicskus, der Vormauer Steier-
marks), auch infolge des Missregiments, der schweren Ausschreitungen der
Söldner und der politischen und konfessionellen Bedrückung im habsburgischen
Ungarn und in Siebenbürgen, das Bathory 1597 an Rudolf abgetreten hatte.
In Siebenbürgen warf sich der Magyare Stephan Böeskay als Fürst auf, indem
er-»sich an die Türken anlehnte; er besiegte ein habsburgisches Heer und
bestimmte die (zum Teil deutsche) Stadt Kaschau in Oberungarn, der jede
protestantische Religionsausübung untersagt und ihr umfassender Besitz an
Landgebiet abgesprochen worden war, ihm beizutreten. Ein ungarischer Reichstag
ernannte ihn zum Fürsten von Ungarn und Siebenbürgen; bald darauf be-
stätigte ihn der Sultan als König von Ungarn-Siebenbürgen. Die Erhebung
Böeskays ermöglichte den schon länger erschöpften Türken, obwohl sie durch
Aufstände in Kleinasien und einen gefährlichen Krieg gegen das schiitische
Persien (Abhas d. Gr. 1586—1628) in Anspruch genommen waren, wieder
Fortschritte zu machen. Erzherzog Matthias schloss im Namen
seines Bruders Rudolf Anf. 1606 mit den ungarischen Ständen und
Böeskay in Wien einen Friedensvertrag, der den Adeligen, den
Freistädten und den königlichen Marktflecken, sowie den Grenztruppen freie
Religionsübung (d. h. katholische oder lutherische oder calvinistische)
zusicherte, den Ständen Aussicht auf Sicherung ihrer Freiheiten bot und
Böeskay (f 1610) das Fürstentum Siebenbürgen samt nördlichen und nord-
westlichen Grenzgebieten zuerkannte (etwa 2000 Q.-M. gegen 1200 Q.-M.
des österreichischen Ungarns). Gegen Ende des Jahres 1606 schloss
Matthias einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit den
Türken auf der für diese günstigen Grundlage des status quo, aber ohne
Verpflichtung zu jährlichem Tribut. Seit 1610 gab es vier ungarische Pa-
schaliks: Ofen, Temeswär, Kanicska und Erlau.