1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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(journée des dupes 1680), und Maria zog sich ins Ausland zurück (f 1641 in
Köln). Nachdem eine von Orléans veranlasste Erhebung mit den Waffen nieder-
geworfen war, wurde der Herzog von Montmorency hingerichtet (1682) und
das Herzogtum Karls von Lothringen, des Schwiegervaters Orléans’, (1632/33)
besetzt. Die letzte Erhebung war kaum entdeckt und bestraft, als Richelieu
4. Dezember 1642 starb (Ludwig Xiii. f Mai 1642). Das Recht des Pariser
Parlaments, die königlichen Edikte zu amendieren oder durch Verweigerung
des Eintrags zu verwerfen, hatte Richelieu durch schwere Demütigung oder
Schädigung der widerstrebenden Mitglieder ausser Hebung gebracht. Die
noblesse d’épée, die durch ausschliessliche Pflege des Waffendienstes an und
für sich schon an Bedeutung verlor, wurde durch Begünstigung der bürgerlichen
Elemente, auch in der Zentralregierung, zurückgedrängt; den Provinzgouver-
neuren stellte er regelmässig bürgerliche Intendanten (,,de justice, police et
finances“) zur Seite, die, von der Zentralregierung unbedingt abhängig, deren
Allmacht vertraten. In den fünf Provinzen : Dauphiné, Bourgogne, Languedoc,
Provence, Bretagne (pays d’états), hatten die Stände noch bedeutende Befug-
nisse. Richelieu vermehrte den Bestand des stehenden Heeres, schuf ein Kriegs-
ministerium und im Heerwesen durch bürgerliche Beamte Zucht und Ordnung.
Die noch sehr geringe Kriegsflotte vermehrte er, auch war er bestrebt, die
Handelsflotte und den Seehandel Frankreichs zu mehren und ihm Kolonien
zu schaffen (Handelsgesellschaften u. a. des îles d’Amérique : Martinique, Guade-
loupe u. a. Antillen besetzt und kolonisiert). Durch seine kriegerische Politik
wurde die Steuerlast etwa vervierfacht ; sie war besonders drückend in den, etwa
zwei Drittel Frankreichs umfassenden, pays d’élections, wo, übrigens schon
längst durch den König ernannte, Ausschüsse die Steuer umlegten, da hier die
Taille eine persönliche Steuerlast war und vor allem die von ihrer Hände
Arbeit lebenden Schichten traf. In manchen Provinzen kam es zu Aufständen ;
die Besitzer von Staatsrenten wurden durch bedeutende Herabsetzung der Rente
geschädigt; in beträchtlichen Teilen des Landes herrschte grosses Elend.
Eine neue Klusse bürgerlicher Abkunft erlangte Bedeutung : die Staats-
einkünfte pachtenden und dem Staat Geld vorschiessenden „partisans“ (oder
traitans), meist schon französischer Nationalität. Da die Leute, die solche
„partis“ d. h. Geldgeschäfte mit der Regierung machten, bald in wohlverstan-
denem eigenen Interesse dem leitenden Finanzminister unbedingt anhingen, so
erhielt das Wort seine jetzige Bedeutung.
Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit.
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