1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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genügende, Zugeständnis erhoben aber die katholischen Stände
Niederösterreichs Widerspruch.
In Böhmen musste Rudolf angesichts der Organisation
(30 Direktoren), des Aufgebots und der Werbungen der pro-
testantischen Stände 9. Juli 1609 in einem „Majestätsbrief“
diesen ihre Forderungen bewilligen: gleiche Gewissensfrei-
heit für die Anhänger des Bekenntnisses von 1575, wie für
Katholiken; fürherren, Ritter und königliche Städte
das Recht, Geistliche ihres Bekenntnisses anzustellen
und den Gottesdienst ihres Bekenntnisses überall auszu-
üben, Leitung eines für das Bekenntnis von 1575 zu schaffenden
Konsistoriums und der ihm zugewiesenen Prager Universität
durch Defensoren, die von den Ständen gewählt wurden und
das Recht erhielten, von sich aus eine Art protestantischen
engeren Landtag zu berufen. In einem gleichzeitigen Ver-
gleich zwischen den protestantischen und den katho-
lischen Ständen wurde u. a. festgesetzt, dass die pro-
testantischen Unterthanen der königlichen Kron-
güter das Recht des Kirchenbaus und des Gottes-
dienstes haben sollten. Zu den Krongütern rechneten dann
die Protestanten auch die kirchlichen Güter. Schlesien, dessen
Fürstentümer, Herrschaften und Kronlande damals überwiegend
protestantisch waren, erwirkte 20. August einen ähnlichen
Majestätsbrief, der allen Klassen von Unterthanen volle
Freiheit des Gottesdienstes und des Kirchenbaus gewährte.
Schon vorher schlossen die protestantischen Stände Böhmens und
Schlesiens ein Schutzbündnis (mit genau bestimmter Verpflichtung
zu militärischer Hilfe).
Rudolfs Ausgang. In seinem Plane, durch Krieg mit
Matthias, wozu er sich sogar um die Hilfe der Union bemühte,
dasverlorenezurückzugewinnen und dann den Majestäts-
brief zu vernichten, wurde er von Leopold bestärkt; durch die
in Strassburg und Passau gesammelten Truppen gedachte Leopold
auch, sich die Nachfolge in der Kaiserwürde zu erwerben. Den
Anschlägen des Kaisers gegenüber schlossen sich schon April 1610
Matthias und die Stände von Mähren, Oesterreich
undüngarn wieder zusammen; auch die böhmischen Stände
begannen Truppen zu werben; dagegen fand Rudolf weder bei
den deutschen Fürsten noch bei Spanien Hilfe. Eine vom Prager
Fürstenkonvent vereinbarte Vermittlung vereitelte Rudolf wieder.
Der Einfall der schon lange nicht mehr besoldeten Truppen
Leopolds vom Passauer Gebiet aus zunächst in Oberösterreich,
dann in Böhmen (Ende 1610 und Anfang 1611) bestimmte den
Prager Landtag, mit widerwilliger Genehmigung Rudolfs, ein