1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Heer aufzustellen. Als Matthias mit seinem Heere in
Prag erschien, hatten Rudolf und Leopold ihre Truppen schon
durch Abschlagszahlungen zum Abzug, und später zur Abdankung,
bestimmt. Rudolf war thatsächlich Gefangener der ständischen
Truppen, Matthias wurde 23. Mai 1611 zum Könige von
Böhmen gekrönt, Rudolf, der alle möglichen Projekte er-
sann, um wieder zur Macht zu gelangen, starb 20. Januar 1612.
§ 50. Das Reich und Oesterreich unter Matthias bis 1618.
Zunehmender Zwiespalt der Religionsparteien im Reiche.
Dem Interregnum machte die einstimmige Wahl Matthias’
13. Juni 1613 ein Ende. Die geistlichen Kurfürsten hatten
ihre Bedenken gegen den Verbündeten protestantischer Stände
zurückgedrängt, den Protestanten brachte sie dank der
Haltung Kursachsens keine irgendwie bedeutende Einräu-
mung. Matthias und ein Teil seiner obersten Beamten,
insbesondere Klesl, zeigten sich, jedoch ziemlich zaghaft und
unklar, bereit, in einstweiliger Vermittlung der schärfsten
und brennendsten der Streitfragen den Protestanten einige
Zugeständnisse zu machen (z. B. Erteilung von Indult
an die Administratoren auf Zeit, paritätisch zusammengesetzten
Deputationstag), damit das Reich nach innen (besonders Justiz)
und nach aussen (besonders den Türken gegenüber) wieder
einigen Zusammenhalt und einige Handlungsfähigkeit erlange.
Aber der Regensburger Reichstag August bis Oktober
1613 vertiefte nur den Bruch; die Mehrheit der katho-
lischen Stände verweigerte jedes Zugeständnis; die
Mehrheit der protestantischen verlangte eine neue
Ordnung des Reichshofrats derart, dass die Beeinflussung
durch die kaiserliche Willkür ausgeschlossen werde, einst-
weilige Suspension der am Reichshofrat schweben-
den Prozesse, sowie alsbaldige Restitution Donau-
wörths; endlich dass über diejenigen ihrer Beschwerden und
Forderungen, die der Kaiser für sich nicht befriedigen könne,
gütlich, nicht durch Reichstagsbeschluss, entschieden werde.
Die Korrespondierenden erklärten, bis ihre Forderungen
bewilligt wären, an keiner Verhandlung mehr teilzu-
nehmen; aber die katholischen Stände und das Haus
Sachsen (Koburg ausgenommen) und Hessen-Darmstadt
bewilligten ohne Rücksicht darauf dem Kaiser eine Türken-
hilfe (zunächst zur Aufrechterhaltung der habsburgischen Ober-
hoheit über Siebenbürgen). Zum Kampf zwischen den Gegen-
sätzen kam es jedoch noch nicht infolge der finanziellen Er-