1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Peterwardein. Lange wurde nun der Krieg von den Kaiserlichen
mit geringem Nachdruck und Erfolg geführt (1695—97 Fried-
rich August der Starke von Sachsen Oberfeldherr). 1695 und
96 erlangten die Türken (Sultan Mustafa П. 1695—1703) wieder
Erfolge. Prinz Eugen von Savoyen, Mitte 1697 mit dem
Oberbefehl betraut, organisierte rasch das zerrüttete Heer,
ordnete die Verproviantierung, schlug einen oberungarischen Auf-
stand nieder und errang 11. September 1697 den bedeutenden
Sieg beizenta an der Theiss über das vom Sultan selbst ge-
führte türkische Heer, das gewaltige Verluste erlitt; er brannte
auf einem Streifzug nach Bosnien Serajewo nieder. Aber infolge
schwerer Erschöpfung der kaiserlichen Kräfte, besonders der
Finanzen, kam es zu keinen bedeutenderen Erfolgen mehr. Unter
Vermittlung der Seemächte folgte einem Oktober 1698 abge-
schlossenen Waffenstillstand Januar 1699 der Friede von
Karlöwitz. An Oesterreich trat die Türkei Ungarn
mit Ausnahme des Banats, Siebenbürgen und den grössten
Teil Slavoniens ab, an Polen Kameniec, Podolien und die
westliche Ukraine, an Venedig dalmatisches Gebiet, Morea (ohne
Korinth), die Inseln Santa Maura und Aegina. Ansehnliche
militärische Kräfte und ein Gegengewicht gegen die Magyaren
gewann Oesterreich durch die Einivanderung grosser Massen von
Serben in die dünnbevölkerten Gebiete zwischen Save und Drave.
In Ungarn und Siebenbürgen kam es, zum Teil infolge des harten
und der Verfassung wie den Rechten des Protestantismus feind-
seligen habsburgisclien Regiments bald wieder zu Aufständen
(Franz Ii. Räköczy).
Prinz Eugen, geb. 18. Oktober 1663 (f 1736), entstammte der Neben-
linie Carignan des Hauses Savoyen. Seine Mutter, Olympia Maneini, Gross-
nichte Mazarins (erste Jugendliebe Ludwigs Xiv.) musste nach dem Tode
ihres Gemahls (1673) nach Brüssel flüchten und durfte Frankreich nicht mehr
betreten. Ludwig Xiv. hatte ihn zur kirchlichen Laufbahn bestimmt und
verschloss ihm die militärische. Er trat deshalb 1683 in österreichische
Dienste, zeichnete sich schon in diesem Jahre, noch mehr bei den Be-
lagerungen von Ofen und Belgrad aus. Er besass entschlossene und feurige
Thatkraft, strategischen Scharfblick und mildes, menschenfreundliches Wesen
dem gemeinen Manne gegenüber. Er war nicht bloss gross als mili-
tärischer Organisator und Führer, sondern auch als Staats-
mann.
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