1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
wartete bis Ende August, weil dann ein Eingreifen Russlands
und Frankreichs in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten war,
und rückte, nachdem er auf eine Anfrage über Oesterreichs
Absichten eine unbefriedigende Antwort erhalten hatte, 29. Aug.
1756 in Sachsen ein. Oie Besetzung Dresdens lieferte ihm die
Originale der zwischen den gegnerischen Mächten gewechselten
Aktenstücke in die Hände und damit die Möglichkeit, sein Vor-
gehen in einem mémoire raisonné sur la conduite des cours de
Vienne et de Saxe zu rechtfertigen. Oie Forderung eines Bünd-
nisses mit Preussen wurde von Sachsen, dessen ungerüstetes
Heer bei Pirna ein festes Lager bezog, abgelehnt.
§ 83. Der siebenjährige (dritte schlesische) und der gleichzeitige
englisch-französische Krieg.
Die beiden ersten Kriegsjahre. Dass äch sis che Heer
musste, nachdem ein österreichischer Entsatzversuch durch
Friedrichs Sieg hei Lobösitz (1. Oktober) vereitelt worden war,
16. Oktober die Waffen strecken. Doch hatte der lange
Widerstand es Friedrich unmöglich gemacht, noch in diesem
Jahr, vor Vollendung der österreichischen Rüstungen, einen ent-
scheidenden Schlag zu führen; dass die sächsischen Truppen
zwangsweise dem preussischen Heer einverleibt wurden, war ein
Fehler, der sich im Verlauf des Kriegs auch militärisch rächte.
Aber die Beherrschung Sachsens, das in preussische Ver-
waltung genommen wurde, Brandenburg gegen Süden deckte und
Friedrich in den Besitz der kürzeren „inneren Linien“ setzte, war
strategisch und finanziell für die weitere preussische
Kriegführung von entscheidender Wichtigkeit. An-
dererseits bewirkte der Angriff Friedrichs, dass gegen ihn
(7. Januar 1757) der Reichskrieg beschlossen wurde,
und dass gegen den „Störer der öffentlichen Ruhe“ Russland
(Petersburger Konvention vom 2. Februar), Schweden
(21. März) und Frankreich (Versailler Vertrag vom 1. Mai)
sich durch Kriegs- und Teilungsverträge mit Oesterreich zu einem
gemeinsamen Angriffskrieg verbanden, der Preussen auf den
Testament Friedrichs des Grossen vom Jahr 1752, erscheint aber als unhalt-
bar, da Friedrich die Voraussetzungen, deren Zutreffen er nach einer Stelle
jenes Testaments als unerlässliche Bedingung für das etwaige Wagnis eines
Eroberungskriegs gegen Oesterreich bezeichnet, im Jahr 1756 immöglich als
gegeben betrachten konnte. Dass Friedrich, als er erst um seiner Sicherheit
willen zum Krieg entschlossen war, für den Fall eines völligen Siegs an Er-
oberungen gedacht hat, liegt in der Natur der Sache, beweist aber nichts für
die Annahme, dass ihm der Entschluss zum Krieg durch Eroberungsabsichten
eingegeben worden sei.