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1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
I
— 291 —
§ 89. Der russisch-österreichische Türkenkrieg; zweite und
dritte Teilung Polens.
Der russisch - österreichische Türkenkrieg und die
Schwankungen der preussischen Politik. Katharina Ii. hatte
ihre auf Eroberung der Türkei gerichteten Absichten nicht auf-
gegeben; 1787 machte sie in die 1783 gewaltsam einverleibte Krim
eine Reise, auf der ihr Potemkin eine Scheinblüte der berührten
Gebiete als Frucht seines Wirkens vorspiegelte, und schlug bei
einer Zusammenkunft in Cherson Joseph Ii. ein Zusammengehen
gegen die Türkei vor, die noch 1787 an Russland den
Krieg erklärtem der Hoifnung auf Preussens und Schwedens
Eingreifen. Aber nun erklärte auch Joseph Ii. an die
Türkei den Krieg (Februar 1788), und Gustav Iii., der die
Ostseeprovinzen zurückgewinnen wollte, schlug zwar 1788 gegen
Russland los, schloss aber nach tapferen Waffenthaten ohne ent-
scheidende Erfolge schon 1790 den Frieden von Wer&lä auf Grund
des Besitzstandes vor dem Krieg; seine Absicht, dem französi-
schen Königtum gegen die Revolution zu Hilfe zu kommen, wurde
durch seine Ermordung (März 1792) vereitelt. Preussen war
infolge des holländischen Feldzugs (s. S. 286) mit Holland und
England verbündet zur Aufrechterhaltung „des europäi-
schen Gleichgewichts“, das der Minister v. Hertzberg in
künstlichen Berechnungen zum Angelpunkt der auswärtigen
Politikpreussens machte: sein Plan war, Oesterreichs vor-
aussichtliche türkische Eroberungen durch Rückgabe Galiziens
an Polen auszugleichen und dafür von Polen mindestens die Ab-
tretung Thorns und Danzigs an Preussen zu erlangen; er hoffte,
ohne Krieg das in innere Schwierigkeiten (s. S. 290) und in den
Türkenkrieg verwickelte Oesterreich zum Eingehen auf diesen
Plan zwingen zu können, weshalb er den belgischen Aufstand
unterstützte und die unzufriedenen Ungarn ermutigte, und schloss
Anfang 1790 Bündnisse mit der Türkei und mit Polen. Aber Eng-
land wollte weder eine Vergrösserung Preussens noch eine Ver-
kleinerung der Türkei, und Polen war zu Abtretungen an Preussen
nicht geneigt. Andererseits gab Leopold Ii., angesichts der
inneren Schwierigkeiten, Josephs Eroberungspolitik auf; so kam
es Juli 1790 zum Vertrag von Reichenbach, worin Preussen
wie Oesterreich auf Gebietserweiterungen verzichtete; im Frieden
vonsistöwa 1791 gab dann Oesterreich, dessen Truppen nach
anfänglichen Misserfolgen Belgrad erobert und bei Kaläfat ge-
siegt hatten, alle Eroberungen ausser Alt-Orsöva und kleinen
Gebietsteilen westlich der Unna zurück. Preussen hatte sich
durch seine Rüstungen in grosse Schulden gestürzt und durch