1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Friedrich Wilhelm Ii. in Pillnitz (bei Dresden) eine Erklärung
zu Gunsten des Königs von Frankreich veröffentlicht, übrigens
das vom Grafen von Artois gestellte Ansinnen einer bewaffneten
Einmischung noch zurückgewiesen; namentlich aber erregte in
Frankreich der, sachlich wenig bedeutende, Waffenlärm der
Emigranten Erbitterung, die sich unter dem Grafen von Artois
im Erzbistum Trier, besonders in Koblenz, auch in Mainz, zu-
sammenfanden; auch bildete einen Streitgegenstand zwischen
Frankreich und dem Reich die Schädigung vieler deutscher Reichs-
stände, die durch die Aufhebung der Feudalrechte, zum Teil auch
durch die Abschaffung fremder Metropolitanrechte in Frankreich
betroffen wurden; viele von diesen lehnten eine Geldentschädi-
gung grundsätzlich ab. Obgleich auf die, von der Aufstellung
eines starken Heeres an der Ostgrenze begleitete, französische
Beschwerde bin den Emigranten der Aufenthalt in der Nähe
der französischen Grenze untersagt wurde, erzwang die National-
versammlung eine drohende Anfrage an Leopold Ii.; dieser schloss
darauf 7. Februar 1792 ein Schutzbündnis mit Preussen, starb
aber schon am 1. März. Ihm folgte sein kriegslustiger Sohn
Franz Ii. (s. S. 290). Die österreichischen Rüstungen wurden
in Paris der Anlass, dem König ein girondistisches Ministerium
(mit Roland als Minister des Innern und dem General Dumouriez
als Minister des Aeussern) aufzunötigen; auf dessen heraus-
fordernde Note antwortete Oesterreich mit der Forderung der
Entschädigung der deutschen Reichsstände, sowie des Papstes
für (das noch von der Constituante mit Frankreich vereinigte)
Avignon und Venaissin, und nun musste Ludwig Xvi. am
20. April 1792 die Kriegserklärung an den „König von
Ungarn und Böhmen“ beantragen, die fast einstimmig, aber
unter Widerspruch Robespierres, beschlossen wurde. Während
die Girondisten von einem Krieg zur Verteidigung der franzö-
sischen Freiheit sprachen, jedoch auch schon denen, die wollten,
Aufnahme in diese Freiheit verhiessen, sprach Dumouriez es
aus, dass der Krieg Frankreich seine „natürlichen Grenzenu geben
solle; die unmittelbare Folge der Kriegserklärung war die Steige-
rung der finanziellen Schwierigkeiten; die schon wiederholt zur
Ausgabe weiterer Assignaten geführt hatten.
Der Sturz des Königtums. Der französische Angriff auf
Belgien scheiterte kläglich, worauf das Ministerium Ersetzung
der Linientruppen in Paris durch 20000 Freiwillige aus den
Provinzen („Föderierte“) beschloss; hiegegen, sowie gegen den
Beschluss, dass die eidweigernden Priester deportiert werden sollten,
legte der König sein Veto ein, und nun nahm das girondistische
Ministerium seine Entlassung. Darauf drang das Volk von Paris,