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1. Neue Zeit - S. 351

1897 - Stuttgart : Neff
351 ergreifung von Hannover wäre an und für sich englischerseits nicht als Kriegsfall angesehen worden. Napoleon bot schon am 16. Juni England als Preis eines für Frankreichs Seehandel günstigen Friedens u. a. die Rückgabe Hannovers an. Preussen seinerseits hatte schon seit Anfang des Jahres mit Russland Unterhandlungen geführt, deren Ergebnis ein am 1. Juli zwischen beiden Staaten geschlossener Vertrag war: Preussen verpflichtete sich, Russland nicht zu bekriegen, Russland, mit seiner ganzen Macht für Preussens Unabhängigkeit und Besitzstand einzutreten. So hatte es die Politik Preussens, die teils von Haugwitz, 1792 bis 1804 und wieder 1806, teils von Hardenberg, 1804—1806 Minister des Auswärtigen, gemacht wurde, während der König zwischen beiden schwankte, dahin gebracht, dass Preussen in einen Krieg mit England verwickelt war und vertragsbrüchig werden musste, wenn ein Krieg zwischen Russland und Frank- reich ausbrach; schuld daran war in letzter Linie, dass man im Gefühl der Schwäche den Frieden um jeden Preis erhalten und doch weder auf die Rolle einer Grossmacht noch auf Länder- gewinn bei Gelegenheit der europäischen Verwicklungen ver- zichten wollte. Auf die Kunde, dass Frankreich die Rückgabe Hannovers an England angeboten hatte, befahl der preussische König die Mobilmachung; auch die sonstige Haltung Frankreichs gab Grund zu Unzufriedenheit und Besorgnissen: während Na- poleon bei dem preussischen König den Gedanken der Gründung eines die nicht zum Rheinbund gehörigen deutschen Staaten um- fassenden Nordbunds anregte, suchte er gleichzeitig Hessen-Kassel zum Eintritt in den Rheinbund zu bestimmen; den Hoffnungen Bayerns auf Baireuth, Bergs auf Münster und die Grafschaft Mark, Hollands auf Ostfriesland gab die Anwesenheit der fran- zösischen Truppen in Süddeutschland einen bedrohlich ernsten Charakter. Mit der Ablehnung der die Sicherheit der Türkei betreffenden französischen Forderungen durch Russland (Ende August) war die Erneuerung des französisch-russischen Kriegs (der an der dalmatischen Küste nie aufgehört hatte) in unmittel- bare Nähe gerückt. Während das preussische Heer, bei dem sich das Königspaar befand, unter dem Oberbefehl des unentschlossenen Herzogs Karl von Braunschweig am Nordfuss des Thüringer Walds Aufstellung nahm, übergab Knobelsdorff in Paris am 1. Oktober 1806 Preussens letzte Forderung, dass Frankreich seine Truppen über den Rhein zurückziehe und die Bildung des Nordbunds nicht hemme. Napoleons Antwort war der Marschbefehl an sein Heer, das - sich bei Bamberg zusammenzog und von da gegen die sächsische Saale in Bewegung setzte, um die Preussen östlich zu umgehen.
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