1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ergreifung von Hannover wäre an und für sich englischerseits
nicht als Kriegsfall angesehen worden. Napoleon bot schon am
16. Juni England als Preis eines für Frankreichs Seehandel
günstigen Friedens u. a. die Rückgabe Hannovers an. Preussen
seinerseits hatte schon seit Anfang des Jahres mit Russland
Unterhandlungen geführt, deren Ergebnis ein am 1. Juli zwischen
beiden Staaten geschlossener Vertrag war: Preussen verpflichtete
sich, Russland nicht zu bekriegen, Russland, mit seiner ganzen
Macht für Preussens Unabhängigkeit und Besitzstand einzutreten.
So hatte es die Politik Preussens, die teils von Haugwitz, 1792
bis 1804 und wieder 1806, teils von Hardenberg, 1804—1806
Minister des Auswärtigen, gemacht wurde, während der König
zwischen beiden schwankte, dahin gebracht, dass Preussen in
einen Krieg mit England verwickelt war und vertragsbrüchig
werden musste, wenn ein Krieg zwischen Russland und Frank-
reich ausbrach; schuld daran war in letzter Linie, dass man
im Gefühl der Schwäche den Frieden um jeden Preis erhalten
und doch weder auf die Rolle einer Grossmacht noch auf Länder-
gewinn bei Gelegenheit der europäischen Verwicklungen ver-
zichten wollte. Auf die Kunde, dass Frankreich die Rückgabe
Hannovers an England angeboten hatte, befahl der preussische
König die Mobilmachung; auch die sonstige Haltung Frankreichs
gab Grund zu Unzufriedenheit und Besorgnissen: während Na-
poleon bei dem preussischen König den Gedanken der Gründung
eines die nicht zum Rheinbund gehörigen deutschen Staaten um-
fassenden Nordbunds anregte, suchte er gleichzeitig Hessen-Kassel
zum Eintritt in den Rheinbund zu bestimmen; den Hoffnungen
Bayerns auf Baireuth, Bergs auf Münster und die Grafschaft
Mark, Hollands auf Ostfriesland gab die Anwesenheit der fran-
zösischen Truppen in Süddeutschland einen bedrohlich ernsten
Charakter. Mit der Ablehnung der die Sicherheit der Türkei
betreffenden französischen Forderungen durch Russland (Ende
August) war die Erneuerung des französisch-russischen Kriegs
(der an der dalmatischen Küste nie aufgehört hatte) in unmittel-
bare Nähe gerückt. Während das preussische Heer, bei dem sich
das Königspaar befand, unter dem Oberbefehl des unentschlossenen
Herzogs Karl von Braunschweig am Nordfuss des Thüringer Walds
Aufstellung nahm, übergab Knobelsdorff in Paris am 1. Oktober
1806 Preussens letzte Forderung, dass Frankreich seine Truppen
über den Rhein zurückziehe und die Bildung des Nordbunds nicht
hemme. Napoleons Antwort war der Marschbefehl an sein Heer,
das - sich bei Bamberg zusammenzog und von da gegen die
sächsische Saale in Bewegung setzte, um die Preussen östlich
zu umgehen.